10.7.2022 von Loch Eribol nach Scrabster

Die Abreise aus Loch Eribol erfolgt zügig. Haben wir gestern wohl 2 Stunden uns das Loch hochgekämpft, sind wir heute bei Wind von hinten innerhalb von 15 Minuten wieder aus dem Loch heraus.

Es wird der bisher schönste Segeltag dieser Tour.

Bei der Ausfahrt sis dem Loch Eribol kommen Wind und Wellen zunächst von links, d.h. aus dem Westen.

Zu Beginn der Ausfahrt ist das Meer noch recht quirlig.

Sobald wir unseren Nordkurs in Richtung Osten verlassen, ändern sich die Bewegungen der ZERO. Die Wellen kommen jetzt von hinten und unterlaufen das Schiff.

Mit der Änderung unserer Fahrtrichtung kommt auch die Sonne immer mehr durch. Das Wasser leuchtet in blauen Farben und die Wellen werden höher und länger.

Atlantikfeeling pur.

Highlights dieser Segeltour.

Für meinen Mitsegler Max ist jeder Segeltag etwas Besonderes. Max segelt noch nicht so oft. Heute ist es sein vierter Segeltag auf dieser Tour. Und der gestaltet sich als der absolute Hauptgewinn.

Dieser Segeltag wird uns noch länger im Gedächtnis bleiben.

Am Abend erreichen wir unser Tagesziel Scrabster.

9.7.2022: Kinlochbervie nach Loch Eribol und Planänderungen der Tour

Das Wetter heute ist gut geeignet, das Cap Wrath zu umfahren.

Die Ausfahrt aus Kinlochbervie ist unproblematisch. Noch in der Bucht setzen wir das Großsegel mit dem 2. Reff.

Wir halten gut Abstand zum Kap. Die Wellen werden jetzt länger und höher. Bei südwestlichen Winden mit 3-4 Beaufort kommen wir gut und sicher um das Kap.

An der Nordküste des schottischen Festlandes gibt es keine Häfen mit Ausnahme von Wrapster vor der Stadt Thurso.

Von hier aus hatte ich geplant, zu den Orkney Inseln weiter zu segeln.

Dieser Plan hat sich allerdings in den letzten Tagen in Luft aufgelöst. Mein für die Tour ab Wrapster geplanter Mitsegler ist erkrankt mit Corona Symptomen, allerdings ohne dass das Virus nachgewiesen werden konnte. Er ist leider noch nicht so weit genesen, als dass er sich solch eine Tour zumuten könnte.

Alleine traue ich mir die Tour auch nicht zu. In den Orkney Insel sind die Häfen und Mooringe knapp, da muss auch schon mal der Anker herhalten. Gefühlt scheint der Anker in den letzten Jahren immer schwerer geworden zu sein. Die Zero verfügt über keine Ankerwinsch und das Ziehen des Ankers per Hand (und Rücken) fällt mir immer schwerer. Das wird sich mir an diesem Abend nochmals bestätigen.

Im Ergebnis verabschiede ich mich von der Planung der Weiterreise zu den Orkney und den Shetland Inseln. Wenigstens für die Nordsee Querung hätte ich gerne eine Unterstützung, da eine mehrtägige Reise durch ein industriell erschlossenes Gebiet alleine mir zu anstrengend erscheint.

Zum Glück findet Mitsegler Lars in seinem Kalender noch eine Lücke, in der er mich für eine knappe Woche unterstützen kann. Wir vereinbaren uns zu einer gemeinsamen Rückfahrt aufs europäische Festland ab Edinburgh. Die Stadt ist gut, schnell günstig zu erreichen. Am 18. July wird Lars dort eintreffen.

Bis zu diesem Zeitpunkt sollte ich es schaffen, bis Edingburgh die schottische Ostküste herunter zu segeln.

Zurück zur Tour um das Cap Wrath. Zwischen dem Kap und Wrapster hatte ich einen Stop in der Bucht Loch Eribol eingeplant. Diese wird auch in meinem Revierführer als Übernachtungsoption angegeben.

Es ist die erste größere Bucht nach Umrundung des Cap Wrath. Sie schneidet in südlicher Richtung in das Festland ein.

Beim Ansteuern des Loch Eribols bläst uns der südsüdwestliche Wind ordentlich entgegen und baut eine Welle mit Gischt auf, gegen die wir anfahren müssen. Die Segel holen wir noch zum Anfang der Bucht ein. Es soll unter Motor weiter gehen. Bis zu den ersten im Revierführer angegebenen Ankerplätzen sind es noch einige wenige Seemeilen.

Unser 15 PS Motörchen ist für solch eine Tortour zu schwach ausgelegt. Wir nehmen das Vorsegel zu Hilfe und kreuzen gegen den Wind. Meile um Meile müssen wir uns mühsam erarbeiten. Manchmal scheint es überhaupt nicht voran zu gehen. Der Wind ist zu stark und die Berge nicht hoch genug, um uns ausreichend vor dem Wind zu schützen.

Nach zwei Stunden haben wir den im Revierführer empfohlenen besten Ankerplatz an der Westseite im inneren des Loch Eribols erreicht.

In dieser Bucht ist es einigermaßen windgeschützt.

Hier kuscheln sich eine Hand voll Häuser an den Berg. Nahe zum Land sieht das Wasser ruhig aus.

Im Revierführer war allerdings noch keine Rede von der heute dort installierten kleinen Fischfarm. Fischereiboote haben an grauen privaten Mooringen festgemacht.

Wir entschließen uns zum Ankern und halten etwas Abstand zum Land, damit das Boot bei einem möglicherweise drehendem Wind nicht an Land getrieben wird.

Der Anker ist mühsam aus der Ankerkiste gekramt und dann herunter gelassen. Der Wind lässt das Boot um den gesetzten Anker pendeln. Hoffentlich hält der Anker im etwas sandigem Untergrund.

Zeit, um die feuchten Segelklamotten auszuziehen und zum Trocknen aufzuhängen.

Eine anschließende Sichtkontrolle der Ankerposition jagt mir einen Schreck ein. Die Zero befindet sich jetzt bestimmt 25 m von der ursprünglichen Ankerpodition entfernt. Der Anker hat nicht gehalten!

Motor anlassen, den Anker mit Kette hochziehen, zwischendurch dem Rücken zusprechen, ja vielleicht gibt es heute sogar eine Wärmepflaster zur Belohnung …

Für unseren zweiten Ankerversuch entscheiden wir uns für eine Position neben einem Motorschlauchboot näher zum aufgeschütteten Strand. Der Tiefenmesser zeigt 2,80 m an, das reicht denke ich.

Anschließend kochen wir und zwischendurch beobachte ich immer wieder die Position des Schiffes. Zwischenzeitlich setze ich hinten noch einen kleineren Anker, um die Pendelbewegungen des Schiffes um den Hauptanker zu reduzieren. Die Zero scheint jetzt fest zu liegen.

Auch nach dem Essen lässt mir der Anker keine Ruhe. Immer wieder kontrolliere ich, ob die Position stabil bleibt. Das abfließende Wasser und der näher rückende Strand bereiten weitere Sorgenfalten. Wie soll ich heute nacht zur Ruhe kommen?

Inzwischen hat sich ein weiterer Segler das Loch Eribol hochgearbeitet. Er nähert sich unserer Ankerposition und macht ruckzuck an einem der beiden letzten freien privaten Mooringen fest.

Die Tuula macht sinnvollerweise gleich an einer Mooringtonne fest.

Jetzt fallen endlich meine Skrupel, das auch zu tun. Mit Mühe bergen mein Mitsegler Max und ich die Anker und machen gleich beim ersten Versuch an der letzten freien Mooringtonne fest.

Welche Erleichterung! Die Nacht ist gerettet!

Ich lese später nochmals im Reeds Almanach nach. Der empfiehlt sinnvollerweise diese Bucht nicht bei starkem Südwestwind.