29.5.2022: von Attrup bis zur Insel Jegindö im Limfjord

Es wird heute ein richtig spannender Segeltag.

Vor dem Ablegen nehmen wir uns die Zeit, die vom italienischen Künstler Elton Kore gestaltete Genua aufzuziehen. Ein Schweinswal symbolisiert unsere Sehnsucht nach sauberen Ozeanen.

Dann müssen wir erst einmal einige Stunden unter Motor laufen, da der Wind von vorne kommt. Der ist heute bitterkalt, aber es ist trocken und gegen Kälte kann ich mich besser schützen als gegen Nässe.

Wir passieren im Laufe des Tages zwei weitere Brücken, mit denen Dänemark zusammen gehalten wird.

Beim Warten vor der Aggersund Brücke begegnen uns einige Seehunde. In sicherer Entfernung scheinen sie uns zu beobachten. Dann tauchen sie plötzlich ab, um das Geschehen von anderer Perspektive zu betrachten. In den flachen warmen Gewässern des Limfjords finden sie eine gute Nahrungsgrundlage.

Dreimaster vor der Aggersundbrücke
Vor der Aggersundbrücke kommt uns dieser Dreimaster entgegen.

Nach der etwa 3 stündigen Fahrt unter Motor bekommen wir reichlich Wind, der uns gut vorran bringt. Mehrfach reffen wir die Segel, um unsere Fahrt an Stärke und Richting des Windes anzupassen.

Am Abend haben wir über 40 Seemeilen zurück gelegt und unser Ziel erreicht, möglichst nah an Thyboron heran zu kommen. Von dort aus wollen wir übermorgen die Nordsee bis Schottland queren.

28.5.2022: von Hals bis Attrup im Limfjord

Nach 2 zusätzlichen erforderlichen Übernachtungen in Hals aufgrund eines 2. Sturms auf dieser Reise können wir heute endlich weiter im Limfjord in Richtung Osten reisen.

Es ist ein wunderschöner Tag des sportlichen Segelns. Bis Aalborg müssen wir kreuzen. Mit Motor alleine ist aufgrund der bremsenden Welle kein Fortkommen.

Die Brückenöffnung in Aarlborg schaffen wir um 15.00 Uhr
Die Straßenbrücke von Aarlborg

In Aalborg schaffen wir die 15.00 Uhr Brückenöffnung, danach soll laut Ankündigung aufgrund eines Karnevalumzuges für die nächsten 2 Stunden die Brücke nicht mehr geöffnet werden.

Auf die Öffnung der nächsten Eisenbahnbrücke müssen wir eine viertel Stunde warten, da gerade einige Züge dort verkehren.

Am morgen haben uns die zahlreichen Wendemanöver in Trab gehalten, jetzt sind es die häufig erforderlichen Änderungen des Segelsettings. Der Wind kommt gelegentlich direkt von vorne, sodass wir die Segel bergen müssen. Dann ist wieder Raum, um zumindest das Vorsegeln auszurollen. Nach so einem Trainingstag können wir uns als Team bald zu einer Regatta anmelden.

Am Abend entscheiden wir uns für einen kleinen und ruhigen Hafen in Attrup.

Im Hafen von Attrup.
Im Hafen von Attrup.

Nach diesem anstrengenden Segeltag fallen Lars und ich nach einem kurzen Abendessen erschöpft in unsere Betten.

25.5.2022: von Grenaa nach Hals im Limfjord

Nachdem ich gestern Lars als Mitsegler für die Nordseequerung vom Bahnhof abgeholt habe, sind wir zu Fuß mit Gepäck die ca. 3 km lange strecke zum Hafen gelaufen.

Lars engagiert sich für Meeresschutzthemen. Letztes Jahr haben wir auf der Ostsee zusammen eine Tour gemacht, bei der Proben der Ostsee entnommen wurden, die später im Labor von One Earth one Ocean untersucht wurden. Bei fast allen Proben wurden unterschiedliche Microplatik Partikel identifiziert. Eigentlich wollten wir diese Probeentnahme mit anschließender Laboruntersuchung mit einer geänderten Technologie fortsetzen.

Leider hat diese Technologie Mängel aufgewiesen, die vor Abreise nicht mehr zu beseitihen waren.

Nunmehr hat Lars recherchiert und festgestellt, dass es ein Interesse an Wasserproben in der Nähe von von Ölplattformen oder von Rohstofabbauzonen am Meeresgrund gibt.

Hier geht es lang.

Mal schauen, ob wir da etwas liefern können.

Unser erster gemeinsamer Seegeltag startet um 9:00 Uhr. Das Ablegen hat gut geklappt, obwohl wir vergessen hatten, die Schoot am Baum zum montieren. Kleine Pannen passieren halt.

Wir schaffen an diesem Tag ca. 42 Seemeilen von Grenaa bis Hals an der Einfahrt in den Limfjord.

Das Wetter bei dueser Fahrt ähnelt der Beschreibung des Wetters in Schottland: 4 Jahreszeiten an einem Tag. Morgens ist es so kalt, dass ich mch für Nierengurt und lange Unterhose entscheide. Als es etwas aufklart, wärmt uns die Sonne ein wenig.

Der Wind steht günstig und bringt uns zunächst mit 6 Knoten voran. Später ziehen schwarze Wolken auf, aus denen es im Hintergrund gewitterig grummelt. Der Wind schläft zunächst ein, was die Wolkenfront mit sich bringt, bleibt uns unklar.

Was bringen uns die schwarzen Wolken?
Was bringen uns die schwarzen Wolken?

Als der Wind wieder aufwacht, entschließen wir uns, das Großsegel herunter zu nehmenn und die Genua auf 1/3 der Fläche zu reduzieren. Gerade noch rechtzeitig, denn die schwarzen Wolken bringen außer Regen eine kräftige Brise mit, die uns mit nur der gerefften Genua mit 5 Knoten voran bringt.

Später dann verabschiedet sich der Wind für den heutigen Tag und wir müssen zur Weiterfahrt den Motor starten, der uns sicher durch die schmale Einfahrt in den Limfjord bringt.

23.5.2022 von Ebeltoft nach Grenaa

Um 8.00 Uhr starte ich durch die Schleuse zur Nordsee. Das ist wie ein Vorgeschmack auf den Caledonean Canal.

Der Wind bläst kräftig und ich erreiche bei schönstem Segelwetter eine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 6 und 7 Knoten, in der Spitze über 8 Knoten.

Bereits mittags lege ich in der Zielstation Grenaa an und erkunde noch zu Fuß das 2,5 km entfernt liegende Stadtzentrum. Ich mache noch einige Besorgungen und nehme nach Empfehlung des Tourismusbüros jetzt den viel schöneren Weg am Flüsschen Grenaa bis zum Hafen. Morgen werde ich auf diesem Wege den Mitsegler Lars von der Bahn abholen.

Am Abend zieht der angekündigte Sturm an. Ich ergänze die Vertauung des Schiffes noch um 2 mit Dehngummis gedämpfte Festmacher und eine lange Verbindung zwischen Land und Winsch. Immerhin sind Windstärken von in Böen bis zu 10 Beaufort angesagt.

Man merkt, wie die Bootsbesitzer jetzt näher zusammenrücken. Jeder interessiert sich für andere, wie z. B. diese ihr Boot sichern. Ich komme mit einem jungen Paar in Kontakt, die neben mir festgemacht haben und wir verabreden uns zu einem späteren Umtrunk auf der ZERO. Es wird ein netter kurzweiliger Abend mit Gesprächen rund ums segeln.

Die Nacht bleibt unruhig. Die bei der Verstärkung beibehaltenen vorderen Festmacher quietschen und scheuern bei Belastung über eine Kupferschiene. Ich muss nachts nochmals aufstehen und alles kontrollieren. Es sieht aber ganz in Ordnung aus.

Leider soll das Wetter in den nächsten Tagen durchwachsen bleiben. Regen und zusätzlich Wind von der falschen Seite werden es nicht einfach machen, Tyboron zu erreichen.

Hoffentlich öffnet sich dort ein Zeitfenster, durch das wir sicher den Hafen Peterhead in Schottland erreichen können.

22.5.2022 von Aarhus nach Ebeltoft

Sonnenuntergang im Hafen von Ebeltoft

In Aarhus machen wir am Vormittag noch einen Stadtspaziergang. Die reiche Stadt hat sich um den Hafen entwickelt. Mit Schnellfähren sind umliegende Inseln (z.B. Samsoe) und Hauptverkehrswege gut zu erreichen.

Um 14:30 heißt es dann Abschied nehmen und Leinen los. Auf der Karte habe ich auf der Strecke nach Grenaa einen kleinen Hafen in Ebeltoft entdeckt, etwa 20 Seemeilen von Aarhus entfernt.

Das Wetter ist freundlich und der halbe Wind gnädig, 3-4 Beaufort bringen mich ohne Stress zum Ziel. Allerdings gilt es, auf die Schnellfähren zu achten. Als Riesenkatamarane gebaut durchpflügen sie mit über 30 Knoten das Wasser. Da schalte ich lieber das AIS System an, dass mir die Fähren auch auf dem Kartendisplay anzeigt.

Einfahrt in den Oer Maritime Havn in Ebeltoft
Einfahrt in den Maritime Havn nahe Ebeltoft

Um in den Hafen einzufahren, geht es ersteinmal durch ein kleine Schleuse. Der kleine Hafen gehört zu einer Ferienhausanlage und wurde in den 80ger Jahren gebaut.

Mir gefällt es hier für fiesen abend. Es ist sehr ruhig und sicherlich ließ sich hier ein scjöner Spaziergang in die einladende Umgebung außerhalb des Schilgürtels machen. Heute habe ich dszu keine Energie mehr.

21.5.2022 Von Samsoe Kolby Kaas nach Aarhus

Mit der Zero in Aarhus

Am morgen schlafen wir uns aus und legen um 10:30 Uhr ab. Der Wind bläst mit 5 Beaufort und soll im Laufe des Tages abnehmen.

Ich habe meinen Mitsegler Rainer darauf vorbereitet, dass der Wind das Boot in Schräglage versetzen wird. Es ist aber nicht zu erwarten, dass es wieder schlingert, wie auf der Tour von Svendborg gen Norden.

Als wir abgelegen, ist es im Hafen noch ruhig, aber der Wind ist deutlich spürbar. Mit der Ausfahrt aus dem Hafen ändert sich das ruhige Hafenwasser in eine Berg- und Talfahrt einer Achterbahn. Jetzt heißt es, schnell das Großsegel zu setzen und auf Kurs zu kommen, damit wir mehr Stabilität uns Boot bekommen. Schließlich will ich meinen Freund Rainer nicht als Mitsegler vergraulen.

Sobald das Großsegel gesetzt ist, gehen wir auf Kurs und machen den Motor aus. Wir haben heute 2 Reffs in das Großsegel gesetzt und Rollen die Genua nur zur Hälfte aus. Allmählich wird die Fahrt ruhiger.

Wir müssen heute mehrfach kreuzen, da der Wind fast aus unserer Zielrichtung kommt. Im Laufe des Tages nimmt der Wind allmählich ab. Gegen 20.00 Uhr erreichen wir unser Ziel Aarhus.

Beim Einlaufen in den Yachthafen von Aarhus
Beim Einlaufenmin den Yachthafen von Aarhus

Auf Empfehlung suchen wir uns einen Platz am Ende der Yachthäfen beim Motorbootklub. Von hier aus erreicht man die Innenstadt am schnellsten. Wir sind allerdings von der bewegenden „Kreuzfahrt“ so erschöpft, dass unsere Kräfte nur noch für einen kurzen Spaziergang reichen.

Das neu entstandene Stadtquartier von Aarhus
Das neu entstandene Quartier in Aarhus vor dem Yachthafen glänzt durch herrausragende Architektur

Mich beeindrucken insbesondere die herausragenden Architekturdetails im neuen hafennahen Quartier in Aarhus. Häuser, die aus Hochhäusern rausgucken, bunte Glasbalkone, Treppenförmige Häuser, ganzen Fronten aus Solarpanels mit integrierten Balkonen sind nur einige Beispiele dieser vielfältigen fassettenreichen Architekturlösungen. Das Auge erlebt ständig neue Details. Nicht umsonst war Aarhus vor einigen Jahren Kulturhauptstadt Europas.

Bei der Überprüfung der Wettervorhersagen stelle ich fest, dass die Planung für die nächsten Tage überarbeitet werden muss. Am Dienstag vormittag soll der Wind Stärken von 6-7 Beaufort erreichen. Nichts für alte Einhandsegler. Diesen fehlenden halben Segeltag muss ich auf den morgigen Nachmittag verlegen, damit der Zeitablauf nicht durcheinander kommt. Morgen nachmittag muss ich mich bereits auf den Weg in Richtung Limfjord machen.

19.5.2022 von Kerteminde nach Kolby Kaas auf Samsoe

Zero in Kolby Kaas

Bei wenig Wind und kaum Welle fahren wir überwiegend unter Motor zur Insel Samsoe. Es sind ideale Bedingungen für Rainer, sich von seiner Seekrankheit zu erholen. Die Fahrt verläuft wie erwartet ruhig.

Unser Zielhafen Kolby Kaas an der Ostküste von Samsoe ist funktional und nicht romantisch. Die Flächen sind mit Beton versiegelt. Nur wenige Boote haben an den Liegeplätzen festgemacht. Eine Tür zwischen zwei Gewerbehallen verheißt den Weg zum Strand.

Der Weg zum "Strand".
Der Weg zum Strand im Hafen von Kolby Kaas

Die Verheißung führt über eine Holztreppe, die ein Röhrensystem überbrückt, zunächst zu einem Steinstrand. Das Röhrengewusel scheint die Tanks hinter den Hallen mit dem Hafen zu verbinden.

Ein Spaziergang über die andere Hafenseite hinaus führt uns zu versöhnlichere Strandabschnitten. Es gibt zwar keinen Sandstrand aber immerhin 2 Holzstege, die den Schwimmern eine Chance geben ins Meer zu kommen, ohne den Steinstrand und den Seetang durchwaten zu müssen.

Wir halten Einkehr bei einem kleinen Kiosk vor einem Campingplatz und erfreuen uns an einem frischen Getränk. Die Bezahlung gestaltet sich als schwierig, da wir keine dänischen Kronen dabei haben und das Kiosk über kein Kartenlesegerät für eine elktronische Zahlung verfügt.

Die von der Kioskbetreiberin vorgeschlagene Lösung ist praktikabel. „Kommt doch morgen vorbei und bezahlt dann.“ Wir freuen uns über das uns entgegengebrachte Vertrauen. Schon häufiger habe ich die Erfahrung gemacht, dass je ärmer die Umgebung ist, desto freundlicher sind die Menschen.

Am Abend holen Rainer und ich unsere mitgebrachten Reisegitarren aus ihren Taschen. Es ist ein Moment, auf den ich mich lange gefreut habe. Wir spielen zusammen und führen intensive Gespräche.

Seit nunmehr fast 50 Jahren sind wir aus Studienzeiten miteinander eng befreundet. Die Themenscherpunkte unserer Gespräche haben sich geändert. Immer stand auch sehr persönliches im Focus.

Für den morgigen Tag nehmen wir uns vor, mit einem Leihrad den südlichen Teil von Samsoe zu erkunden.

Das Leihrad erhalten wir beim Kiosk, bei dem wir auch unsere Schuld von gestern begleichen.

Die Fahrradtour führt uns zunächst zur Inselhaupstadt Tranebjerg. Hier decken wir uns bei einem Geldautomaten mit dänischen Kronen ein. Im Tourismusbüro und im Café begegnen uns sehr freundliche und hilfsbereite Menschen.

Wir fahren weiter zur Hafenstadt Ballen an der Ostküste. Hier begegnet uns ein Kontrastprogramm zu Kolby Kaas. Ballen liegt am Ende einer langezogenen Ostssebucht mit feinsandigen Strandabschnitten. Im Ort und im Hafen reihen sich zahlreiche Restaurants aneinander.

Wir genießen ein ausgezeichnetes Smørrebrød mit Frühkartoffeln, das kunstvoll mit Ei, Fenchel und anderen Zutaten garniert ist.

Bunte Landschaft auf Samsoe
Rapsfeld auf Samsoe

Auf dem Rückweg mit dem Fahrrad fällt uns die Vielfalt von unterschiedlichsten Gemüsesorten auf, die hier angebaut werden. Rote Beete, Bohnen, Erbsen und Rhabarber sind nur einige der von uns identifizierten Sorten. Die Landschaft mit den jetzt gelb leuchtenden Rapsfeldern setzt sich erfreulich ab von den in Deutschland häufig anzutreffenden Mais Monokulturen.

Der Abend im Schiff klingt nochmals mit Gitarrenklängen aus.

18.5.2022 von Swendborg nach Kerteminde

In Swendborg findet der erste geplante Mitseglerwechsel statt: Armin geht von Bord und Rainer steigt zu. An- und Abreise mit dem Zug funktionieren im Wesentlichen.

Der 2 tägige Aufenthalt erlaubt es, kleinere Restarbeiten an Bord zu erledigen. So steht die Prüfung der Logge noch aus, die trotz Wechsel des Rädchens, welches in einem Auslass mitschiffs während der Fahrt die Geschwindigkeit durchs Wasser ermitteln soll, keinerlei Daten auf dem analogen Display anzeigt. Die Überprüfung der Anschlüsse führt zu keinem Ergebnis.

Für den nächsten Tag nehme ich mir vor, gemäß Handbuch die Konfiguration zu prüfen und die Kalibrierung der Logge erneut durch zu führen.

Da für Übermorgen Regen und wenig Wind in der Wetterprognose angesagt sind, entscheiden wir uns, früh los zu segeln, um möglichst die Insel Samsö bis zum Abend zu erreichen. Der eingeplante Zwischenstop in Nyborg entfällt. Dafür ersparen wir uns eine langweilige Motorfahrt im Regen. Soweit der geänderte Plan.

Bei sonnigem Wetter legen gegen 8.30 Uhr ab und während der kurzen Strecke gegen den Wind unter Motor aus Svendborg heraus starte ich die Kalibrierung der Logge. Leider lässt sie sich auch darüber nicht zu einer Anzeige bewegen.

Unter gerefften Segeln bei 4 bis 6 Beaufort mit Wind aus südöstlicher Richtung erreichen wir eine Reisegeschwindigkeit von 5-6 Knoten.

Die Brücke von Nyborg
Die Brücke verbindet Fünen mit Sjœland.

Nach der Brücke bei Nyborg wird die See kabbeliger. Bis hier hat uns die Insel Langeland vor unruhiger See beschützt. Unser Kurs auf Samsœ ändert sich jetzt in nordöstliche Richtung, sodass der Wind direkt von hinten kommt. Die Zero schunkelt und schlingert und mein Mitsegler Rainer wird seekrank. Die jetzt verwendeten Reisetabletten ändern wenig an diesem Zustand.

Wir entscheiden uns für einen Stopp im nächst gelegenen Hafen in Kerteminde, den wir nach einer guten Stunde erreichen. Rainer bleibt das „Fische füttern“ erspart und nach einem kurzen Schlaf auf der Zero im Hafen geht es ihm schon wieder besser.

16.5.2022 von Lyø nach Svendborg

Svendborgs Werften sehen belebt aus

Die Nacht war wieder recht frisch. Da ich z.Zt. etwas fröstele, hatte ich mir eine Wärmflasche gemacht. Das hat mich besser schlafen lassen, als in Nächten zuvor, in denen ich ohne Wärmflasche auskommen wollte. Manchmal sind die kleinen Dinge im Leben sehr wichtig.

Der Tag ist mal wieder ein wunderschöner Sonnentag, den wir genießen. Leider hat der Wind auf östliche Richtung gedreht, sodass wir im engen Fahrwasser nach Svendborg häufiger den Motor in Gebrauch nehmen müssen.

Beim Segeln kreuzen wir gegen den Wind und mein Mitsegler Armin lernt etwas über das Wenden.

Am Nachmittag laufen wir in Svendborg ein und erkunden die Stadt zu Fuß.

15.5.2022 Von Marstal nach Lyø

Zero auf Lyø

Am morgen lassen wir es gemächlich angehen in Marstal – ausschlafen, ein ordentliches Frühstück, Duschen und dann noch ein Besuch des Schiffsmuseums. Das hatte ich mir schon häufiger bei meinen Besuchen in Marstal vorgenommen, aber bisher hatte es zeitlich nicht gepasst.

Das Museum ist empfehlenswert. Es zeigt den Stolz dieses Ortes, der für die Seefahrt lange Zeit von großer Bedeutung war. Schließlich konkurrierte Marstal zeitweise mit Kopenhagen um den umschlagsstärksten Hafen in Dänemark. Das Museum zeigt einen sehr persönlichen Blick auf diese Geschichte. Die Familien, die hier prägend waren, werden mit ihren Schiffen in Modellen, Handelsruten, Umschlagdaten in einzelnen Räumen vorgestellt. Alte Fotos und Hafenmodelle erzählen diese Geschichte anschaulich.

Wir haben uns entschieden, heute bis zur Insel Lyø zu reisen. Vom Wind ist allerdings gemäß Vorausschsu wenig zu erwarten. So wird es ein Motortag bei klarem fast schon sommerlichen Wetter. Bei diesen Bedingungen funktioniert das An- und Ablegemanöver einwandfrei.

Lyø liegt vor den Toren von Faborg, einer sehenswerten Stadt auf der Insel Fünen. Freizeitboot und Fähre können die kleine Hafenzufahrt nur exklusiv nutzen. In der Hauptsaison ist der Hafen übervoll aber jetzt gibt es freie Platzwahl.

Die Insel hat im Dorfkern viele schöne alte Gebäude, einige auch verlassen und verwaist, viele werden sichtbar nur notdürftig vor dem Verfall bewahrt. Bei unserem Dorfspaziergang am Abend ist uns niemand begegnet. Die Insel punktet mit der wunderschönen Natur, mit Wander- und Fahrradwegen und einem sehr freundlichen Hafenmeister.

Sonnenuntergang auf Lyø.
Am Hafen von Lyø.

14.5.2022 von Kiel Stickenhörn nach Marstal

Um 9:40 Uhr ist es dann soweit: wir legen ab. Ein frischer Wind der Stärke 4-5 aus westlicher Richtung soll uns heute bis Marstal auf der dänischen insel Aerœ bringen. Wir starten bei leicht bewölktem Himmel, im Laufe des Tages wird sich die Sonne noch durchsetzen.

Die Nacht war ganz schön frisch. Trotz Bettdecke und leichter Überdecke habe ich zunächst gefroren und musst mir wärmere Wäsche anziehen, um gemütlich wieder einzuschlafen.

Noch in der Kieler Förde setzen wir die Segel. Ich entscheide mich, ein Reff im Großsegel zu binden und wir rollen die Genua nur zu 2/3 aus. Das reicht bei diesem Wind, um uns mit 5 -6 Knoten zügig über das Wasser zu bringen. Mein Mitsegler Armine, der heute zum ersten Mal segelt, schlägt sich tapfer beim Kurs halten an der Pinne.

Später testen wir dann die neue Selbststeuerungsanlage, die den Kurs hält, aber 20 Grad weniger als unser Kompass anzeigt. Sie muss sich noch kalibrieren.

Es ist ein perfekter Segeltag mit gutem Wind aus der richtigen Richtung bei überwiegend sonnigem Wetter. Das Boot rauscht durchs Wasser und schaukelt trotz ordentlichem Wellengang nur wenig.

Vor Aerœ frischt der Wind nochmal auf. Das Bergen der Segel fordert uns heraus. Die Genua lässt sich nur mühsam bändigen. Sie wird durch den kräftigen Wind jetzt fester und enger eingerollt, sodass das in der Rolle vorgehaltene Tau am Ende nicht mehr ausreicht, sie komplett einzurollen. Ich muss aufs Vordeck und Segel per Hand einige Male um die Rolle zu schlagen und es mit einem Tau zu fixieren.

Beim Anlegemanöver bieten wir dem hilsbereiten Publkum ein unterhaltsames Hafenkino. Die Gästeboxen stehen leider queer zum Wind. Beim legen der Festmacher über die hinteren Poller wird das Schiff bereits quer zu den recht leeren Boxen gedrückt. Unter Motor gelingt es mir nicht, vorwärts wieder gerade in die Box zu kommen. Unsere Zuschauer winken mit einer Leine, die sie uns zuwerfen wollen. Ok, wir freuen uns über diese Hilfe. Die Leine kommt geflogen und landet bereits beim ersten Versuch auf unserem Schiff. Ich applaudiere bereits, und stelle erst dann fest, das das Ende der Leine auf Seiten des Werfenden leider dem Helfenden entglitten ist und nun im Wasser gelandet ist. Ok, dann holen wir die Leine eben an Bord und werfen sie zurück – natürlich mit gesichertem Ende am Schiff. Nach 3 gescheiterten Wurfversuchen von Armine und mir machen uns die Zuschauer mit dem Zuruf „Ihr habt noch 18 Versuche!“ richtig Mut.

Wir wollen die Geduld unserer etwas gewachsenen Fan- und Helfergemeinde nicht überstrapazieren und entscheiden uns nun, die fürs Heck vorgesehenen Festmacher nach vorne zu verlegen und Rückwärts mit dem Heck anzulegen. Das klappt dann relativ zügig. Ich bedanke mich bei der Seglergemeinschaft. Da setzt der wurfgewandte Helfer seine Sonnenbrille ab und ruft: „Erkennst du mich denn nicht? Ich bin Dennis!“ Da klickt es bei mir. Richtig, Dennis habe ich vor 5 Jahren auf der Rückreise aus Kopenhagen kennen gelernt. Wir waren mit anderen Seglern in Klintholm eingeweht und konnten den Hafen für 3 Tage nicht verlassen.

Ich fühle mich in der Seglergemeinschaft aufgehoben. Der Abend klingt aus mit einem Essen mit Armine in einem kleinen Restaurant in Marstal und einem anschließendem Bier auf dem Schiff von Dennis. Trotz kleiner Pannen ein gelungener Einstieg in die Segelreise um Schottland.

Am abend vor dem Start

Am Abend vor dem Start der Schottland Reise
Enge Freunde geben uns ihre guten Wünsche mit auf die Reise.

Nach langer Vorbereitungszeit kann es jetzt endlich losgehen.

Ist es der richtige Zeitpunkt für solch eine Reise um Schottland? Noch fühle ich mich ausreichend fit für die bevorstehenden Belastungen. Wer weiß schon, wie schnell der eigene körperliche Verfall eintreten wird.

Aber ich treffe die Entscheidung zu einem Zeitpunkt, wo die Belastung meiner Partnerin Christiane enorm sind. Sie organisiert die häusliche Pflege ihrer Mutter und deren Partner. Ständig ändern sich die Anforderungen an diese Pflege. Allein die Anpassungen an das angemessene Setting dieser Situation erfordern eine hohen Aufwand. Zu Beginn der Planung dieser Reise haben wir beide die Fragilität dieser Situation unterschätzt.

Darf ich dennoch los segeln? Letzte Zweifel dieser Entscheidung lassen sich nicht ausräumen.