30.6.2022 – 2.7.2022: von Rona nach Portree und zurück

Max wird heute abend an unserem verabredeten Treffpunkt in Portree ankommen – so jedenfalls die Absprache.

Um 9:20 Uhr verlasse ich diesen wunderschönen Ort – noch ahne ich nicht, dass ich in wenigen Tagen noch einmal in diesem Naturhafen werde anlegen können.

Die Reise nach Portree läuft weitgehend unter Motor – nur im letzten Drittel kommt die Genua kurz zum Einsatz.

Am Eingang der Bucht von Portree ist unübersehbar eine große Fischfarm installiert. Sie ist sogar auf der Karte eingezeinet. Mit ca. 25-30 runden Fischnetzen ist das keine kleine Farm. Die einzelnen Fischnetzstationen sind oben überwiegen mit Netzen abgedeckt – vermutlich sollen Raubvögel abgehalten werden.

In Portree mache ich einer Mooringtonne fest, die sich nahe zum Schwimmponton befindet. Mit meinem roten Dinge rudere ich zum Pier und mache mich auf die Suche nach dem Hafenmeister. Der hätte die Gebühr gerne in bar, eine Kartenzahlung sei nicht möglich. Außerdem müsse ich mein Schiff verlegen, da ich jetzt an einer fest vermieteten Tonne liege. Die Besucher Mooringe seien im hinteren abgelegenen Teil der Bucht.

Ich erkläre ihm, dass heute ein Mitsegler mit Gepäck anreist, den ich nur sehr schwer mit Gepäck in meinen Mini Ruderdingi ohne Motor quer durch die Bucht transportieren könne. Der Hafenmeister erklärt mir, dass ich zu diesem Zweck auch mit meinem Segelschiff am Schwimmponton für kurze Zeit anlegen dürfe.

Das ist schon mal gut, dass uns die nächtliche Paddeltour erspart bleibt. Ich frage noch nach den Sanitäranlagen und der Hafenmeister zeigt auf zwei Zellen im Dixikloformat, wohl etwas stabiler verbaut. Ich benötige nur kurz meine Kreditkarte zum jeweiligen Öffnen der Tür. Mich interessiert, was das denn kosten würde. „Only 50 Pence each time of use.“

Ok, die Hafengebühr kann ich nicht mit Kreditkarte zahlen, für die Toilettennutzung brauche ich zwingend eine Bankkarte.

Ich fühle mich nicht willkommen in dieser Stadt. Fahrtensegler werden nur als Durchreisende betrachtet, abgeschoben an den Hafenrand, nur mit minimalem Service versorgt.

Hier werden wir eine kürzere Zeit verbringen, als wir eigentlich geplant hatten.

Die Verkehrsverbindungen der Anreise von Max haben glücklicherweise zusammen gepasst, sodass Max um kurz nach 22:00 Uhr bei der ZERO eincheckt.

Schiffe im Hafen von Portree

Am nächsten Morgen erkunden wir die Stadt. Das geht recht zügig. Die Touristen werden mit Zügen angekarrt. Beim Gang zum Hafen werden sie mit allerlei Naturtouren geködert. Seeadler, Delfine und sogar Orkas soll es hier zu sehen geben. Im 2 Stunden Takt werden die Touristen abgefertigt. In der Gastronomie überwiegen die Fish & Chips Fastfood Angebote, natürlich gibt es auch veganes Schnellfutter. Das ganze mit angeblich kompostierbarem Plastikgeschier in komostierbaren Plastikverpackungen.

Der Hafenmeister hatte mir noch erklärt, es gäbe nur eine Mülltonne, hier im Ort gäbe es keine Mülltrennung.

Bevor wir wieder zur ZERO paddeln, machen wir einen ausgedehnten Spaziergang an der Küste entlang und zurück aufwärts in Richtung Highland und weiter wieder zum Hafen von Portree.

Die Umgebung von Portree läd zu Wanderungen ein

Wir werden morgen wieder abreisen und auf Rona eine Nacht verbringen und die Natur dort nochmal auf uns wirken lassen.

Ronas Naturhafen zum 2. Mal

27.6.2022 von Mallaig nach Kyleakin

Am Morgen frage ich den Hafenmeister, welche Abfahrtszeit er empfiehlt, um möglichst mit der Strömung durch die Enge des Sounds of Sleat durch zukommen. An der engsten Stelle kann hier die Strömung schon mal 8 Knoten betragen.

Da brauche ich mit meinem 15 PS Motörchen nicht loszufahren, wenn das Timing nicht stimmt, da das Boot gegen 8 Knoten Strömung nicht ankommt.

Der Hafenmeister empfiehlt, gegen 10:30 Uhr abzulegen. Das passt, ich kann noch Duschen, meine Wäsche aufsetzen und auch den örtlichen Bootsausstatter aufsuchen. Ich benötige noch etwas schleifbare Paste, um mögliche undichte Stellen am Deck beseitigen zu können.

Die gewaschene Wäsche kommt in den Trockner. Leider hat der Bootsausstatter nicht das von mir benötigte Material. Vielleicht bekomme ich es andernorts.

Als der Zeitpunkt der Abreise naht, ist die Wäsche leider noch nicht trocken. Bevor wir gegen die Strömung ankämpfen müssen, nehme ich lieber die noch leicht feuchte Wäsche in Kauf. Irgendwie werde ich die am Abend trocken kriegen.

Der Wind bläst nach wie vor aus südöstlicher Richtung. Mir reicht heute der stressfreie Vortrieb der Genua. Das Großsegel hat dann mal pause. Dabei komme ich nicht in Stress, wenn der Wind plötzlich aufbraust. Als Einhandsegler lernt man, mit der eigenen Ressource schonend umzugehen.

Die Fahrt ist überwiegend ruhig obwohl die ZERO an diesem Tag eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 6 Knoten erreicht. Die Strömung hat daran einen guten Anteil.

Wenn es zwischendurch mal regnet, setze ich mich unter die Sprayhood, die Beine landen auf der zweiter Sufe des Niedergangs. So lässt sich das Geschehen außen ganz gut beobachten. Zugleich habe ich unsere elektronische Karte mit Kurs, Tiefen und großen Schiffen im Blick, die per automatischem Informationssystem (AIS) u.a. ihren Kurs und ihren Namen übermitteln.

Schleppnetzfischer ohne AIS nicht identifizierbar
Der Schleppnetzfischer hat sein AIS ausgeschaltet.

Plötzlich nähert sich draußen ein Schiffstrawler, der nicht auf dem AIS sichtbar ist. Er zieht an 2 Tauen befestigt ein Schleppnetz hinter sich her. Hat er vergessen, das AIS System zu starten oder will er seiner Tätigkeit lieber ungesehen nachgehen? Am liebsten würde ich auf dem Notrufkanal 16 mitteilen „Fishing Trawler in Position … please switch your AIS system on.“

Natürlich traue ich mich das nicht. Einmal weiß ich nicht, ob hierfür der Notrufkanal verwendet werden darf; immerhin ist das eine Beeinträchtigung der Sicherheit der Schifffahrt. Wenn solch eine Durchsage bei einer aufmerksamen Küstenwache registriert und verfolgt würde, könnte das unangenehme Folgen für den Fischer haben. Will ich den verpfeifen? Es könnte schon sein, dass hier Schleppnetze verboten sind. Die starke Strömung, gegen die der Trawler anfährt, sorgt sicherlich für einen guten Fang.

Am Ende des Sound of Sleat (keine neue Musikrichtung, Sound heißt bei uns ‚Sund‘) verengt sich dieser auf vielleicht 50-80 Meter. Jetzt muss sich das Wasser aber beeilen, hier gesammelt durchzukommen. Der Hafenmeister hat mit seiner Abfahrtempfehlung richtig gelegen. Wir rauschen mit ca. 8-9 Knoten über Grund durch die enge Stelle. Hier quirlt es jetzt richtig, im englischen mit Eddies und Wirlpool treffend bezeichnet.

Die Seehunde genießen diese Wasserwirbel, sind aber wieder mal schneller untergetaucht, noch bevor ich meine Mobilkamera ausrichten kann.

Eddies und Whirlpools am Ende des Sound of Sleat
Eddies und Whirlpools amn der engsten Stelle des Sound of Sleat.

Nach dem Sound of Sleat sind es nur noch wenige Seemeilen zu den von mir favorisierten Pontons. Im Reeds Almanach, der Bibel für Englandsegler, ist in Kyleakin ein Schwimmsteg für Visitors eingezeichnet. Das Anlegemanöver klappt ganz gut in einer Lücke zwischen 2 Booten.

Fast alle hier liegenden Boote sind Fischereiboote. Kaum habe ich alles vertaut, läuft ein Fischerboot ein und macht in der 2. Reihe beim Boot hinter mir fest. Ich weiß nicht, ob ich dem Fischer seinen Platz streitig gemacht habe und nehme mit dem Fischer Kontakt auf. Sie bitten mich, in der 2. Reihe hinter ihrem Boot bei einem defekten Ausflugsschiff anzulegen, da noch etliche Fischerboote bald einlaufen werden. Sie helfen mir, beim vertauen am großen Ausflugsschiff.

Der Ort war bis in die 90er Jahre prosperirender Fährhafen für die Verbindung zur Insel Skye. Seit Fertigstellung der Brücke verfällt die Infrastruktur im Ort. Immerhin gibt es noch einen Pub und ein Restaurant. Mit Fischerei alleine wird der Ort keine Perspektive finden.

Der Hafen von Kyleakin
Der Ort hat schon mal bessere Tage gesehen