19.6.2022: von Neptun’s Staircase nach Oban

Wir planen, möglichst bald durch die große Schleusenanlage Neptun’s Staircase durchzukommen, damit wir auf dem Weg nach Oban noch länger den Strom mit uns haben. Ab 10.12 Uhr läuft in Oban das Wasser ab. Dissen ablaufenden Wasserfluss wollen wir nutzen.

Bei der Schleusenabfertigung gilt die Grundsätze: zuerst die kommerziellen Schiffe, ansonsten die großen Schiffe vor den kleinen Schiffen. In der Schleusenkammer ist es vorne im Regelfall unruhiger, da dort das Wasser in die Schleusenkammer eingelassen wird.

Auf meine Funkanfrage zur Abfertigung hat das Schleusenwärterteam leider nicht reagiert. Ich spreche Peter, der vor uns mit seinem Segelschiff am Ponton liegt, daraufhin an. Peter haben wir schon mehrfach in den Schleusen und an Wartepositionen an Pontons getroffen und uns bereits gut unterhalten. Er schätzt die Situation so ein, dass wir an einem weiter vorne gelegenen Ponton Position einnehmen sollen, um schneller auf geänderte Situationen reagieren zu können. Zugleich bietet er uns seine Hilfe bei der Schleusung an, die wir gerne annehmen.

Dann erfährt Peter, dass das kommerzielle Schiff zuerst durch die erste Schleusenkammer laufen soll, die danach zeitnah für die Hobbysegler bereit gestellt werden kann. Bereits um 8:15 Uhr ist es soweit, dass für uns mit 5 andeen Seglern der Abstieg durch 9 Schleusenkammern von Neptun’s Staircase beginnen kann.

Bei Neptun’s Staircase werden die Boote in der Regel von einem Crewmitglied und einem Schleusenwärter von Schleusenkammer zu Schleusenkammer gezogen. Heute am Sonntag scheint das Team eher schmal besetzt zu sei , sodass sich alle über Peters Hilfe freuen.

Kurze Zeit später ergänzt Martin, der Migsegler von Peter unser Team. Wir unterhalten uns lange und alles geht stressfrei von der Hand.

Maria am Steuer in einer der 29
Schleusrnkammern des Caledonian Canals

Nach etwa 90 Minuten haben wir mit der Hilfe unserer schottischen Seglerbekanntschaften die große Schleusenanlage hinter uns gelassen. In wenigen Kilometern gehts dann noch durch eine Doppelschleuse und anschließend durch die Sealock von Corpach, die den kaledonischen Kanal mit dem offenen Meer verbindet.

Dieses mal müssen wir es ohne fremde Hilfe schaffen. Der Wind hat bereits gut zugelegt und prompt passiert uns in der Sealock das nächste Maleur. Der Schleusenwärter ist gerade an der Backbordseite der Schleuse beschäftigt, als wir einlaufen. Ich bekomme beim Ausstieg wieder nur den vorderen Festmacher zu fassen und leider schiebt der Wind unser Schiff hinten bereits um den fixierten vorderen Festmacher in die Schleusenmitte, bevor ich eingreifen kann. Zum Glück ist unser Schiff nur 8,60m lang und kreist um die Vorderachse haarscharf am gegenüber festgemachten Segler vorbei. Zusammen mit dem herbeigeeilten Schleusenwärter gelingt es uns, die Zero wieder in die richtige Position zu bringen, ohne ein anderes Schhiff zu berühren.

Puh, dass jst nochmal gut gegangen. Der erneute Kontrollverlust über die Zero macht mich nachdenklich.

Dann haben wir es endlich geschafft. Uns trennt jetzt keine Schleuse mehr vom offenen Meer.

Bei 4-5 Bft Windstärken und mit dem Strom segeln wir nach Oban. Um 17.30 Uhr machen wir am mitten in der Stadt gelegenen Nordpier fest.

16.6.2022 – 19.6.2022: durch den Caledonean Canal

1. Tag: von Inverness nach Fort Augustus

Ich erinnere mich gerne an die Fahrt vor 4 Jahren durch den Caledonian Canal. 2018 war der endlose Sommer – auch in England und Schottland. Vielfach stellte sich England als braune und nicht grüne Insel dar – es hatte so wenig geregnet, dass Wiesen vertrockneten und das Gras braun wurde.

Dieses Jahr hält Schottland die eigene Wetterbeschreibung ein. Nachts ist es kalt wie im Winter. Morgens regnet und stürmt es wie im Herbst. Nachmittags ist der schottische Sommer: die Sonne gibt sich ein kurzes Stelldichein. Der Frühling fällt heute aus.

Die ersten Schleusen kriegen wir gut hin. Das Interesse der Zuschauer ist groß, mit einigen kommen wir kurz beim Leinen halten in den ersten Kammern der Treppenschleuse ins Gespräch.

Jetzt begleitet mich Maria, mit der ich auch in den letzten 2 Jahren kleinere Segeltörns gemacht habe. Maria muss ihr Bein schonen, da sie beim Hüpfen von einem Zaun unglücklich mit einem Fuß gelandet ist.

Nach den ersten Treppenschleusen sind wir bald im Loch Ness. Unser Schweinswal soll Kontakt aufnehmen können mit dem Ungeheuer Nessi.

Wo ist Nessi?

Das Vorsegel lässt sich gut ausrollen Ob unser Schweinswal Kontakt aufnehmen konnte mit Nessi, hat er uns nicht verraten.

Später frischt der Wind auf, sodass wir die Genua verkleinern wollen. Beim Einrollen des Vorsegels hakt die Genua und die Einrollfunktion stellt den Betrieb ein. Die Genua muss also komplett runter. Bei den kurzen Hackwellen auf dem Loch Ness ist das nicht gerade ein Vergnügen.

Nach dem Bergen der Genua gelingt es mir, die Verstopfung in der Rolle aufzulösen. Es ist aber zu windig, um die Genua hoch zu ziehen und manuell einzuwickeln

Wir warten, bis wir eine kleine Bucht schon fast am Ende vom Loch Ness passieren, die relativ wenig Wind abbekommt. Hier können wir das Vorsegel wieder hochziehen und geordnet einrollen.

Dann fängt es an zu regnen. Wir installieren die Selbststeuerungsanlage und überwachen Kurs und AIS vom Salon aus. Andere Segler sind nicht unterwegs.

In Fort Augustus kommen wir nach 21.00 Uhr an. Das war ein langer Segeltag.

2. Tag: von Fort Augustus nach Laggan

Wieder kommt der Wind am nächsten Tag von vorne, also aus Südwesten. Diese Windrichtung hätten wir gerne bei der Nordseequerung gehabt. Aber segeln ist nunmal kein Wunschkonzert. Man lernt mit dem klar zu kommen, was Wind und Wellen gerade anbieten.

Auch im Caledonean Canal heisst es: Aufpassen und nicht die Orientierung verlieren.

Also heißt es wieder einmal: Motor oder kreuzen. Wir kombinieren beides zusammen: vorne läuft die Genua, und hinten immerhin für 4 Stunden der Motor. Der Wind in der letzten Schleuse an diesem Tag fordert uns heraus. Wir verpatzen, die hintere Leine rechtzeitig dem Schleusenwärter zu zuwerfen. Dieser versucht noch, uns von oben ein Leinenende zu zuwerfen. Das klappt zunächst auch, aber das Boot hat sich im Starkwind bereits so weit von der Schleusenwand nach Backbord entfernt, dass der Schleusenwärter im Starkwind das Boot von der Oberkante der Schleuse nicht mehr gedreht bekommt.

Die Anweisung heißt jetzt: wieder rausfahren, besser vorbereitet, mental und auch mit reibungsloser Verfügbarkeit der Festmacher bekommen wir es im 2. Anlauf geregelt, ordnungsgemäß an Steuerbord in der Schleusenkammer unsere Schleusenleinen zu übergeben.

Wir fahren jetzt weiter bis zur nächsten Schleuse bei Laggan und bleiben die Nacht dort an den Pontons vor der Schleuse.

Etwas abgerockt aber funktionsfähig: Schleusenhäuschen in Laggan

3. Tag: von Laggan zu Neptun’s Staircase bei Fort William

Wir kommen entspannt durch die Schleuse von Laggan. Wir setzen bald die Segel mit einem leicht gerefften Vorsegel.

Wir segeln durch eine grüne Berglandschaft. Das ist einmalig in Schottland. Die Berge werden höher und der Wind frischt gelegentlich auf. Die Genua müssen wir mehrfach verkleinern.

Segeln durch grüne Berglandschaftenü

Am Nachmittag zeigt sich der Ben Nevis. Mit seinen 1345 m ist er der höchste Berg Englands. Im Sommer ist er beliebtes Terrain für Kletterer, im Winter Englands Wintersportgebiet.

An den steilen Nordhängen sind auch jetzt Mitte Juni Schneereste vom Winter zu erkennen.

Am Nachmittag werden wir vor der 9 Schleusenkammern großen Anlage Neptun’s Staircase ankommen. Leider ist dann die Betriebszeit der Schleusungen bereits vorbei, sodass wir an den Pontons vor der Schleuse werden übernachten müssen.

Morgen wollen wir da durch …

Beim Anlegen an den Pontons haben wir wieder schwer zu kämpfen. Der frische Wind bläst vom Land. Beim Ausstieg befestige ich provisorisch den vorderen Festmacher am Steg. Wieder Erwarten löst sich dieser Festmacher und Maria, meiner Mitseglerin, bleibt keine Zeit, mir den hinteren Festmacher zu zuwerfen. Jetzt ist sie alleine an Bord und hat ohne großes vorheriges Training die Yacht nun zu wenden, in Richtung Ponton in der richtigen Geschwindigkeit zu laufen und möglichst mir noch einen Festmacher zu zuwerfen. Ich gestikuliere mit meinen Armen und versuche Anweisungen zu geben. Unsere englischen Pontonnachbarn bemerken unsere Not und eilen uns zu Hilfe. Sie beruhigen die Situation und greifen beherzt zum vorderen Festmacher, als die Zero sich dem Ponton nähert. Ruckzuck ist sie am Ponton vertaut und wir können uns allmählich vom dem Schreck des Kontrollverlustes erholen.

Morgen soll es dann weiter bis Oban gehen.

7.6.2022 – 16.6.2022: Inverness, Edinburgh und Grandtully

Nach der anstrengenden Überfahrt gibt es eine gute Woche Pause in Inverness. Ich treffe Christiane in Edinburgh und wir verbringen dort und in Grandtully wunderschöne Tage. Ein Stadturlaub in Edinburgh ergänzen wir um Tage in einem Landhotel in Grandtully mit Wanderungen am Fluss Tay. Wir nähern uns durch Geschmacksproben dem schottischen Whiskey und genießen die hervorragende Küche im Landhotel Ballintaggart.

2022 Segeln nach Nord Schottland

Segeln nach Schottland

Kaum liegt die ZERO in ihrem Winterlager, werden meine Überlegungen konkreter, im nächsten Jahr noch einmal eine größere Tour um Schottland zu machen. Die Herausforderung erscheint riesig – vor der Nordsee habe ich großen Respekt. Meine individuelle Konstitution ist altersbedingt nicht gerade besser geworden, aber immerhin fühle ich mich noch so fit, mich für einige Monate auf die Reise zu machen.

Meine Frau Christiane ist nicht so begeistert, dass ich wieder für längere Zeit unterwegs sein will. Wir werden aber versuchen, 2-3 Treffpunkte zu organisieren, an denen wir mehr an Land schöne Dinge unternehmen wollen. Sie schaut lieber vom Land aufs Meer.

Bei vielen mir bekannten Beziehungen von Segelpaaren ist die Leidenschaft fürs Segeln oft ungleich verteilt. Ich bin dankbar, dass meine Partnerin mir zugesteht, meiner Leidenschaft fürs Segeln gelegentlich zu folgen, auch wenn wir dann monatelang getrennte Wege gehen…

Die ersten Planungen

Ich mache mich mal wieder mit der Open Source Software OpenCPN tiefer vertraut. Einiges von dem, was ich mir vor 4 Jahren bei der Vorbereitung für die England Rundreise erarbeitet habe, muss ich erneut unter Verwendung von Handbüchern mir erneut in Erinnerung rufen. Ich will die Tourplanung für Freunde und interessierte in WordPress unter Verwendung von Google My Map zur Verfügung stellen. Klingt einfach, aber im Detail ist es mühsam:

  • OpenCPN exportiert Tourdaten im GPS Format
  • Google My Map funktioniert für den Import schon mal nicht auf meinem Android tablet
  • Der Import von Tourdaten funktioniert theoretisch auf dem PC
  • Google My Map nimmt aber keine GPS Daten zur Verarbeitung sondern erwartet ein KMZ Format; diese Daten müssen zudem auf einem Google Drive Verzeichnis verfügbar sein
  • Ich nutze Locus Map für die Konvertierung der GPS Dateien in ein KMZ Format
  • Für die dauerhafte automatische Synchonisation zwischen tablet und Google Drive nutze ich ein zusätzliches Progrämmchen DriveSync
  • Jetzt können auf dem PC die Tourdaten in einen My Map Layer importiert werden
  • Den I-Frame Code aus der Karte Kopieren und im Quellcode der WordPress Seite hinein kopieren
  • Hoffentlich läuft das beim nächsten Mal im Hintergrund und auch schneller ab.

So nun reichts mit der Technikbelehrung. Die ersten Tage der Tour sind schon mal grob geplant, für das Familientreffen zusammen mit einer befreundeten Familie wurde schon mal in Dänemark nahe Farborg ein Ferienhaus reserviert.

Die Tour um Fünen kenne ich schon ganz gut. Hier lohnt es sich, sich vorher mit einer Strömungskarte zu beschäftigen. Je nach Windrichtung hat man den Strom entweder für- oder gegen sich.

Vor Fünen werden wir einige Tage Familienurlaub einschrieben. Für die Segelreise ist das ein gemütliches Annähern an die doch teils anspruchsvollen Touren. Neben der mehrtägigen Querung der Nordsee stehen in Schottland Touren mit reichlich Strömung an – ohne die Strömung bei seiner detaillierten Planung mit einzubeziehen, kommt man nicht weit. 5 Knoten gegen ZERO ist was anderes, als wenn die ZERO 5 Knoten mit der Strömung fährt.

Überlegungen zu Routen um Schottland

Die Reise nach Schottland geht nicht ganz um Schottland. Glasgow und Edinburgh werden gewissermaßen „ausgespart“. Ich begrenze mich im Süden auf die Linie des Caledonean Canals, möchte die Insel Mull im Norden passieren, die Hybriden sowie die Orkney Inseln und die Shetland Inseln bereisen.

Die grundsätzliche Frage ist zunächst: links herum oder rechts herum? Also erst über Norwegen zu den Shetland Inseln, den Orkney Inseln und dann an der Westküste der Inneren Hybriden in Richtung Mull und zurück durch den Caledonian Kanal?

Diese Route hat im Wesentlichen mein großes Segelidol Wilfried Erdmann gewählt, als er im Sommer 2016 mit seiner Frau Astrid auch noch die Färöer Inseln mit als Ziel auf dem Zettel hatte.

Färöer ist mir zu weit und mag ich meiner 8,40 m ZERO nicht zumuten.

Für die Entscheidungsfindung der groben Richtung (Links oder rechts rum) befasse ich mich mit Klimadaten. Sehr hilfreich ist da ein PlugIn „Climatology“ für das von mir genutzte Kartentool OpenCPN . Hier werden anhand historischer Winddaten Windrichtungswahrscheinlichkeiten visualisiert.

Windrichtungswahrscheinlichkeiten und -stärken im Monat Mai

Die Zahl im Kreis gibt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit an. Je länger die Strahlen um den Mittelpunktkreis, desto wahrscheinlicher kommt der Wind aus Richtung des Strahls.

Im Monat Mai bereits ist die vorherrschende Windrichtung aus Südwest. Weiter nördlich ist der Wind ca. 2 Beaufort kräftiger.

Wenn ich also „links“ herum reise, muss ich häufiger gegen den kräftigeren Wind im Norden ansegeln.

Ich entscheide mich deshalb, die Reise „rechts herum“ zu planen. Die Strecke durch den Caledonian Canal ist in weiten Teilen unter Motor zurück zu legen. Da kann der Wind dann auch mal von vorne kommen. An den inneren Hybriden kommt bei dieser Tourplanung der Wind häufiger günstiger von achtern, ebenso beim Besuch der Orkney Inseln und der Shetland Inseln. Auch für die Rückreise ggf. über Norwegen erwarte ich hier häufiger halben Wind aus südwestlicher Richtung.

Die Route um Skagen scheint naheliegend zu sein. Skagen soll ein Sehnsuchtsort sein, was ich nicht beurteilen kann, da ich dort noch nie war. Allerdings kann es im Skagerrak auf dem Meer recht ungemütlich werden, wenn Strömung und Wind gegeneinander laufen. Da muss dann alles stimmen, das Material und die Crew und die Bereitschaft, eine kabbelige See für einige Stunden auszuhalten.

Alternativ kommt der Limfjord in Frage, eine Verbindung zwischen Ost- und Nordsee, die sich auf der Höhe von Aalborg durchs Land schlingelt. Thyboron an der Pforte zur Nordsee ist ein gern genutzter Ausgangshafen für eine Direktquerung nach Schottland.

Ich entscheide mich für die Route durch den Limfjord.

Die erste Etappe dieser Reise endet in Oban. Von hier aus geht es dann weiter in Richtung innere und äußere Hebriden.

Zeitplan für die Etappe 1 bis Oban


13.05.2021 Abschiedsumtrunk
14.05.2021 Abreise Kiel
16.05.2021 Boyden
22.05.2021 Aarhus
25.05.2021 Aalborg (Zustieg Lars)
28.05.2021 Tyboron
03.06.2021 Peterhead
07.06.2021 Inverness
16.06.2021 Hafentage Inverness (Zustieg Maria am 15.6.)
18.06.2021 Fort William
19.06.2021 Oban

Die 2. Etappe ist durchgeplant!

Nach weiterer Beschäftigung mit der Schottland Reise habe ich mir die schönsten Anlaufpunkte ausgesucht. In Oban wird es eine Etappenpause von 3 Tagen geben. Immerhin gibt es in Oban auch kulinarisch einiges zu entdecken, so einen wunderbaren Whiskey, von dem ich bei meiner letzten Reise länger gezehrt habe. Außerdem ist Oban für frischen Fisch und Meeresfrüchte. Da werde ich wohl einige Kompromisse mit meinen guten Vorsätzen machen müssen, weniger Fisch zu verzehren.

Von Oban geht es weiter zu den inneren Hebriden. In Portree auf der Insel Skye wird es einen Wechsel der Mitsegler geben.

Von Portree aus geht es zu den äußeren Hebriden. Hier bin ich mit einem Bekannten über Instagram in Stornoway verabredet, der mich sicherlich die Highlights der Insel Lewis einführen wird.

Von den äußeren Hebriden geht es dann über die Stationen Kinlochbervie und Loch Eribol nach Scrabster vor den Orkney Inseln weiter.

Hier der Zeitplan:

19.06.2021 Oban
22.06.2021 Oban Pause
24.06.2021 Tobermory
26.06.2021 Eigg
30.06.2021 Skye Portree
02.07.2021 Skye Portree Pause
05.07.2021 Stornoway
10.07.2021 Stornoway Pause
11.07.2021 Kinlochbervie
12.07.2021 Loch Eribol
13.07.2021 Scrabster

Einige Highlights zur Tour – links zum mentalen Mitsegeln

Die Tour um England, durch Schottland und über die Scilly Inseln zurück durch den Kanal, über Amsterdam und das IJsselmeer bietet neben dem zu erwartenden feuchten englischem Wetter einige Highlights und Herausforderungen, die sich mir erst im Laufe der Planung erschlossen haben. Einige Herausforderungen meide ich, will sie aber dennoch erwähnen, vielleicht nehme andere Segler diese Herausforderungen an.

Quer durch Schottland führt der Caledonian Kanal von Inverness nach Fort William. Viele Schleusen und wunderschöne Landschaften erwarten uns:
https://www.scottishcanals.co.uk/canals/caledonian-canal/

Wir passieren die inneren Hebriden und werden voraussichtlich den Crinan Kanal ansteuern und passieren.  https://www.scottishcanals.co.uk/canals/crinan-canal/

Die Seestraße von Corryvreckan versuchen wir zu vermeiden. Sie liegt zwischen den Inseln Jura und Scarba. Wer wissen will, warum ich da nicht soo gerne entlangfahre, schaut sich diese Videos an: https://youtu.be/U5SKPVPIZ3I

In der Umgebung wohnte George Orwell und stellte sein Werk 1984 fertig. Er entkam  knapp dem Whirlpool von Corryvreckan. Kein Wunder, dass er dabei eine düstere Vision der Zukunft entwickelte …

Ein tolles 3d Modell das Strudels findet sich hier: https://youtu.be/aEehfAvvvFY

Es soll vor allem während der Springflut gefährlich sein. Man kann das Naturspektakel auch als touristische Sensation inszenieren: https://youtu.be/vbnCgoTVyes

Ebenso will ich die Passage zwischen Anglesey und dem Festland meiden. Da strudelt das Wasser in einer sehr engen felsigen Passage. Nur während 45 Minuten um das Hochwasser herum hat man eine Chance, diese Passage gut zu überstehen. Das können dann mal ambitioniertere Segler machen. Denke ich mir zu Beginn meiner Planungen. Hinterher gibt es doch gute Gründe, diese Passage zu nutzen, was bei guter Vorbereitung auch problemlos möglich ist.

Um so mehr freue ich mich auf die die Scilly Inseln auf dem Rückweg von Wales. Die 140 Inseln liegen im Golfstrom ca. 30 Seemeilen vor Lands End im Atlantik. Sie gehören zur Grafschaft Cornwall. 6 der Inseln sind bewohnt. Durch den Golfstrom gibt es ein sehr moderates Klima, Palmen und fast eine fast karibische Anmutung von türkisfarbenen Küsten und weißen Sandstränden:

https://www.visitislesofscilly.com

6.6.: von Inverness nach Fort Augustus

Am morgen wollen wir im Hafen von Inverness noch den neuen Radarreflektor montieren. Der Hafenmeister bietet uns an, mich mit seinem Kran hoch zu ziehen. Das Angebot nehme ich gerne an.

Hier oben hat man einen super Ausblick. Es ist schwer, die kleinen Schrauben und Unterlegscheiben zu montieren, ohne dass was runterfällt.

Bitte keine Schraube verlieren.

Danach geht es dann los in den Caledonian Canal. Insgesamt müssen wir durch 28 Schleusen durch, gehäuft jeweils an den Enden des Kanals.

Mit dem Caledonean Canal haben wir eine wichtige Etappe dieser Reise endlich erreicht. Es war mühsam, die Ostküste per Motor oder durch Kreuzen gegen den häufigen Nordwind zu erklimmen, aber jetzt freuen wir uns auf landschaftlich aufregende und abwechslungsreiche Erlebnisse.

Hier geht es gleich durch mehrere Schleusen hintereinander.

Grüne Bäume und blühende Ginsterbüsche am Caledonian Canal.

Der Caledonian Canal ist das Kontrastprogramm zur rauheren Nordseeküste. Endlich können sich unsere Mägen dauerhaft beruhigen. Die gemütliche Fahrt durch den Kanal eignet sich auch für wasserinteressierte, die gerne auf hohe Wellen verzichten. Ein blauer Himmel mit viel Sonnenschein entschädigt uns für die kalte Nordseequerung.

Der Kanal ist eingesäumt von grünen Hügeln, blühenden Ginsterbüschen und gelegentlich parallel verlaufenden Flüssen. An vielen Stellen eignet er sich auch für eine Reise mit dem Rad.

Nach einer gemütlichen Fahrt durch die Kanal Landschaft öffnet sich uns das Loch Ness. Hier dürfen wir mal wieder mit Wind von  hinten segeln.

Das Loch Ness hat steile Hänge an beiden Seiten. Es gibt kaum Tiere hier zu sehen. Wir vermissen Vögel.

Vergeblich halten wir Ausschau nach dem Seeungeheuer von Loch Ness. Eine publizistisch tolle Erfindung, gelegentlich aufgewärmt, trägt doch dazu bei, diese einsame und schöne Region touristisch etwas bekannter zu machen.

Am Ende von Loch Ness wird das Tal enger und der Wind pfeift stärker. Wir schaffen es gerade noch, die Segel rechtzeitig zu bergen.

In Fort Augustus finden wir am Ponton einen Liegeplatz für diese Nacht.

7.6.: von Fort Augustus nach Gairlochy

Wir haben die zeitweise schaukelige Nacht gut überstanden. Unser Liegeplatz lag zu nah am offenen Loch Ness, über dass  ein kräftiger Wind doch eine unruhige, kabbelige Welle aufgebaut hat.

Am Morgen läuft der Schleusenwärter über die Pontons und teilt den einzelnen Schiffsführern mit, wann sie dran kommen. Es handelt sich hier nicht um eine Einzelschleuse sondern um eine Treppenschleuse, in der mehrere Schleusen hintereinander gesetzt sind und die Schiffe bei der Ausfahrt aus einer Schleuse bereits in der nächsten Schleusenkammer landen.

Wir wollen es heute bis zum Ende des Caledonian Canal schaffen.

Um 12:00 Uhr sollen wir an der Reihe sein.

Wir entwickeln Routine beim Schleusen.

Am Ende der Schleuse ergibt sich eine ähnliches Bild wie am Vortag. Es geht erstmal los mit einer wunderschönen Kanal- und Flusslandschaft. Es wirkt etwas wärmer und dichter als am Vortag.

Parallel zum Kanal verläuft der River Oich. Mitunter gibt es einen Austausch des Wassers zwischen  beiden Systemen.

Immer wieder öffnen sich verschiedene Verbindungen zwischen Fluss und Kanal.

Die heutige Strecke ist heimeliger und verwunschener als die gestrige. Der Wald wächst oft bis zum Rand des Kanals. Manchmal kann man den River Oich durch den Waldrand durchschimmern sehen.

Die Organisation der schottischen Kanäle vor Ort ist großartig. Man kommuniziert per Funk – in beide Richtungen.

Ein Brückenwärter hat uns angefunkt, wir würden abseits der Strecke fahren und müssten weiter links zur Boje. Ich bedanke mich für seinen Hinweis und er erklärt, es sei auch seine Aufgabe, diesen Streckenabschnitt zu überwachen.

Kurze Zeit später wissen wir diesen Hinweis nochmal besonders zu würdigen.

Da hat jemand den falschen Weg gewählt und kam nicht mehr zurück.

Für den Schleusenbetrieb ist jede Menge Personal im Einsatz. Das Kontrastprogramm zu den dänischen Hafenmeistern, die meist nur aus einem Automaten bestehen.

Diese Schleusenwärterin hat jedem Gast ein aufklebbares Sternchen geschenkt.

Am Nachmittag öffnet sich der Kanal wieder zu einem See, dem Loch Lochy. Im Gegensatz zum Loch Ness fallen die näheren Berge flacher ab und es wird Landwirtschaft betrieben. Ein idyllisches Plätzchen für Schafe.

Im Hintergrund zeigt sich Schottlands höchster Berg, ca. 1300 m. Ein Segler, den wir beim Schleusen trafen, bemerkte, dass er dort als Kind bei schottischen horizontalem Regen Ski fahren gelernt hat. Bis in den August hinein lassen sich am Berg noch Schneeflächen identifizieren.

Bis zum Abend schaffen wir es bis zur Treppenschleuse. Durch diese werden wir morgen den Caledonian Canal verlassen.