3.6.: von Peterhead nach Fraserburgh

Am morgen checken wir nach dem Motormarathon erst einmal die Maschine.

Wir haben gut zwischen den Chemikalientanks geschlafen.

Beim Öffnen des Motorraumes bemerken wir, dass sich unterhalb des Motors inzwischen eine beachtliche Menge an Seewasser gesammelt hat. Am Motor scheinen in dieser Höhle Salzkristalle zu wachsen. Ich befürchte schlimmes, kann denn soviel Wasser auslaufen, ohne dass Druck aus dem Motor hinzukommt? Ist denn die Zylinderkopfdichtung noch ok?

Ich konferiere mit Reinhold, einem Mitsegler für die Rückreise mit technischem Sachverstand. Die defekte Zylinderkopfdichtung scheint nicht plausibel, da weder Diesel aus den Abgasen mit ausgeführt wird, auch keine Rußpartikel im Motorraum beim Testbetrieb sichtbar sind, noch nennenswerte Ölrückstände sich in der Wasserlake unter dem Motor zeigen.

Die Montageklappe des Impellers, ein von einer Welle angetriebenes innen liegendes Gummiteil, das mit kleinen Flügeln Seewasser durch den äußeren Kühlkreislaufes des Motors schaufelt, ist knochentrocken.

Aber dahinterliegend, um diese Welle herum, tropft es. Wie das neu abzudichten ist, muss sich ein Fachmann anschauen.

Das Wasser nehmen wir mit einer Rolle Haushaltspapier auf, um am nächsten Tag zu schauen, welche Mengen da bei Motorbetrieb entstehen.

Um 13:00 Uhr Ortszeit geht die Reise weiter. Inzwischen haben wir gelernt, uns auch bei der Abreise bei der Hafenaufsicht per Funk abzumelden.

Die Arbeit am Boot hat dazu geführt, dass wir uns um die Gezeiten gar nicht kümmern konnten. Schließlich hat unsere Zeitdisposition uns den Ablegezeitpunkt vorgegeben.

Der Wind kommt mal wieder aus dem Norden.  Irgenwie müssen wir um dieses Horn, dieses Loch (Landzunge) herumkommen. Wenn die Küste zum Westen abfällt, können wir einen besseren Kurs fahren.

Aber erstmal heißt es: hart am Wind kreuzen. Es fällt schwer, Höhe zu gewinnen. Unser guter Pinnensteuerugsassistent kommt immer wieder aus dem Takt. Auch manuell ist es schwierig, die Geschwindigkeit zu halten und Höhe zu gewinnen.

Nach einer Wende und nach wenigstens 1 Stunde sehe ich aufs Display der von uns verwendeten Navigationssoftware und bin schockiert. Der aufgezeichnete Kurs zum Westen verläuft parallel in wenig Abstand zum vorherigen Kurs nach Osten. Die Strömung aus Norden  setzt uns genau um den Raum zurück, den unsere Kreuzen Aktion gewonnen hat. Da hätten wir genauso gut länger schlafen können.

Aber wir müssen den Knick um die Ecke schaffen …

Wir nehmen den Motor zu Hilfe und irgendwann ändert der Tidenstrom auch seine Richtung. Jetzt gehts schneller voran und um 23:00 Uhr haben können wir endlich in Fraserburgh anlegen.

Fraserburgh bietet einen Hafen direkt in der Altstadtkulisse.

Der Hafen von Fraserburgh liegt mitten in der Stadt. Wir liegen an einem Ponton, kommen gut an Land. Die Toiletten sind in der Seemannsmission. Im Fernsehraum im Durchgang zu der Toillette mit Dusche halten afrikanische und asiatische Seeleute Kontakt zu ihren Angehörigen und Freunden.

Wir gehen noch ein Bier trinken und werden von Gordan gleich zu einem weiteren Bier eingeladen. Die Schotten sind nett zu uns. Mit guter Bettschwere gehen wir in unsere Kojen.

4.6.: von Fraserburgh nach Buckie

Durch die heftigen Wellenbewegungen der letzten Wochen hat sich ein Tau durchgescheuert, an dem der Radarreflektor montiert war. Eine provisorische neue Befestigung hatte nicht gehalten, sodass der Reflektor gegen den Mast gedengelt ist und sich in 2 Teile zerlegt hat.

Ich war einmal ein Radarreflektor.

Über Tipps vor Ort finde ich enen Ausstatter in Macduff, einen Hafenort auf unserem Weg nur 4 Segelstunden entfernt. Dort legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein.

Provisorisches Festmachen mit sportlichem Ausstieg.

Wir legen an einer Kaimauer an. Das Aussteigen über einen Reifen zur Leiter nach oben ist etwas abenteuerlich. Der Laden ist super sortiert und nur wenige Minuten vom Hafen entfernt. Weiter gehts zu unserem Tagesziel nach Buckie. Von hier aus wollen wir morgen Inverness erreichen.

Wir haben jetzt endlich den Wind von der richtigen Seite. Der Motor wird nur noch zum Ein- und Auslaufen in die Häfen benötigt.

In Buckie gibt es wieder einen Liegeplatz an der Kaimauer.

Ausstieg über eine Eisenleiter, die in die Kaimauer eingearbeitet ist.

Buckie hat die Transformation einer sterbenden Hafenstadt nicht geschafft. Die Trostlosigkeit ist erdrückend. Die Sanitäranlagen sind die schlechtesten, die uns bisher auf unserer Reise begegnet sind. Dafür zahlen wir dann für die Übernachtung stolze 28 Pfund. Das ist preislich bisher der Spitzenreiter. Ich möchte dem Hafenmeister empfehlen, die sanitären Einrichtungen doch mal seiner Frau zu zeigen. Doch wer will in einem Gastland schon die Ehe eines Gastgebers gefährden?

Eine Elektroheizung im Sanitärbereich hat schon mal besser ausgesehen.

Am Morgen geht es dann um 9.00 Uhr Ortszeit weiter.

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