16.7.: von Yarmouth nach Littlehampton

Wir passen beim Ablegen den richtigen Zeitpunkt ab, um die Strömung wenigstens bis zum Ende des Solent mitzunehmen.

Früh am morgen vor der Abreise im Hafen von Yarmouth.

Endlich kommen die Segel überwiegend zum Einsatz. Der Wind kommt häufig von hinten, sodass wir das „Gedöns“ (Fachausdruck von Ralf) aufbauen (Schmetterlingssegelstellung, wobei die Genua durch eine Stange vom Mast waagerecht kommend ausgesteift wird).

Wir haben uns als erreichbares Ziel Littlehampton vorgenommen. Der Ort liegt wieder mal an einem Fluss (und heißt gar nicht „…mouth“). Bei Ebbe hat der Zugang für unser Schiff keine ausreichende Tiefe. Es kommt darauf an, im richtigen Zeitfenster dort anzukommen.

Wir rufen die Hafenmeisterin an. Es sind noch 2 Plätze vorhanden. Bis 18:00 Uhr sei heute für unser Boot die Zufahrt möglich.

Um diesen Termin erreichen zu können, schalten wir den Motor dazu.

Zwischendurch werden wir über Funk Zeugen der hohen Professionalität des brittischen Seenotrettungssystems.

Ein Segler meldet mit ruhiger Stimme über eine teils standardisirrte Pan Pan Meldung (die Stufe unterhalb einer Mayday Mayday Meldung), dass sein Mast herunter gekommen sei und jetzt neben dem Boot im Wasser schwämme.

Die Profis der Coastguard fragen mit ruhiger Stimme die Daten ab, die sie für eine Rettungsaktion benötigen. An welcher Position liegt das Schiff? Ist jemand verletzt? Wieviele Personen sind an Board?

Der PanPan Ausrufer antwortet in einer bewundernswerten Ruhe, als wär das auch für ihn ein Routinevorgang. Er gibt die Position durch, es gibt keine Verletzten und es sind 4 Personen an Bord.

Kurze Zeit später teilt die Coastguard mit, dass 2 Boote zum Schiff unterwegs seien. Das erste Boot wird in ca. 10 Minuten die Unglücksstelle erreichen.

Dann gibt die Küstenwache eine Meldung an alle Funkstellen heraus, dass andere Schiffe die Stelle meiden sollen (wenn der Mast im Wasser liegt, hängt er wohl noch an Wanten, die im Wasser schwimmend für andere Schiffe eine Gefahr darstellen können).

Kurze Zeit später ist das 2. Rettungsschiff vor Ort und die Personen werden geborgen. Vom Beginn der Meldung bis zum Eintreffen der Seenotrettung sind max. 15 Minuten vergangen. Das finde ich äußerst professionell.

Wir erreichen die Flussmündung von Littlehampton bereits gegen 17:00 Uhr, benötigen für die restliche halbe Meile aber bestimmt noch eine halbe Stunde. Das ablaufende Wasser kommt uns entgegen und reduziert unsere Geschwindigkeit auf 1 Knoten.

Das Anlegemanöver klappt nicht auf Anhieb.

Das Anlegemanöver am des in Flussrichtung verlaufenden Pontons klappt erst beim dritten Mal. Die Strömung ist so stark, sodass das Boot mehrfach wieder ausbricht noch bevor wir eine Leine befestigen können.

Beim dritten Mal legen wir gegen die Strömung an und es klappt.

Unsere Flaggensammlung wird langsam vollständig.

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17.7.: von Littlehampton nach Rye

Wir müssen aus Littlehampton spätestens 3 Stunden nach dem Hochwasser rausfahren, da anschließend der Wasserstand zu gering ist.

Hochwasser ist nachts gegen 3:00 Uhr. D.h. um 5:00 Uhr aufstehen, damit wir um 6:00 Uhr losfahren können.

Das Sommermärchen England setzt sich fort. Jetzt bin ich über 2 Monate unterwegs und hatte in der Zeit vielleicht 2 Stunden Regen. Warum auch immer das so ist wie es ist, ich will mich nicht beschweren.

Rauschefahrt
Auf diesem Bild zeigt der Geschindigkeitsmesser über 8 Knoten an. Als Maximalwert konnte ich über 10 Knoten beobachten.

Der Tag wird wunderschön und nebenbei der bisher schnellste Segeltag dieser Tour. Die Tide und der Wind sind heute unsere besten Freunde. Die Anzeige SOG (speed over ground) misst per GPS die Geschwindigkeit.

Regelmäßig liegt diese über 7 Knoten. In der Spitze werden 10 Knoten angezeigt, eine Geschwindigkeit, die das Boot allein durch den Wind nie erreichen kann.

Außerdem haben wir am Vormittag zum 2. Mal auf dieser Reise den 0ten Längengrad übersegelt, und zwar zwischen Brighton und Beachy Head. Dafür stehen sich viele Urlauber in Greenwich schon mal die Füße platt.

Tolle Landschaften ziehen an uns vorbei.

Ein Segeltag zum schwärmen entschädigt manche Mühe, die mit dieser Reise verbunden ist.

Wir hatten uns in der Vorbereitung für diesen Tag Rye als Zwischenetappe ausgesucht, um am Folgetag von dort bis Calais den Canal zu queren. Da auch dieser Hafen trocken fällt, rufen wir frühzeitig beim Hafenmeister in Rye an. Platz wird für unser Svhiff vorhanden sein, aber wir müssen bis 16:00 Uhr an diesem Tag eintreffen, um mit ausrrichendem Wasser den Hafen erreichen zu können. 17.00 Uhr könnte zu spät sein.

Zum Glück kommen wir schnell voran. Sinnvolle Alternativen zu diesem Ziel gab es kaum.

Noch nicht Dover, aber geologisch wohl die gleiche Formation.

Um 19:15 Uhr erreichen wir unser Ziek und können im Stadthafen von Rye an der Hafenmole anlegen.

Unser nächtlicher Liegeplatz an der Hafenmole von Rye kurz nach der Ankunft.

Und so sah unser Liegeplatz nach dem Stadtspaziergang aus:

Der Hafen von Rye fällt komplett trocken. Der Untergrund ist matschig und deshalb auch für Einkieler geeignet.