9.7.2022: Kinlochbervie nach Loch Eribol und Planänderungen der Tour

Das Wetter heute ist gut geeignet, das Cap Wrath zu umfahren.

Die Ausfahrt aus Kinlochbervie ist unproblematisch. Noch in der Bucht setzen wir das Großsegel mit dem 2. Reff.

Wir halten gut Abstand zum Kap. Die Wellen werden jetzt länger und höher. Bei südwestlichen Winden mit 3-4 Beaufort kommen wir gut und sicher um das Kap.

An der Nordküste des schottischen Festlandes gibt es keine Häfen mit Ausnahme von Wrapster vor der Stadt Thurso.

Von hier aus hatte ich geplant, zu den Orkney Inseln weiter zu segeln.

Dieser Plan hat sich allerdings in den letzten Tagen in Luft aufgelöst. Mein für die Tour ab Wrapster geplanter Mitsegler ist erkrankt mit Corona Symptomen, allerdings ohne dass das Virus nachgewiesen werden konnte. Er ist leider noch nicht so weit genesen, als dass er sich solch eine Tour zumuten könnte.

Alleine traue ich mir die Tour auch nicht zu. In den Orkney Insel sind die Häfen und Mooringe knapp, da muss auch schon mal der Anker herhalten. Gefühlt scheint der Anker in den letzten Jahren immer schwerer geworden zu sein. Die Zero verfügt über keine Ankerwinsch und das Ziehen des Ankers per Hand (und Rücken) fällt mir immer schwerer. Das wird sich mir an diesem Abend nochmals bestätigen.

Im Ergebnis verabschiede ich mich von der Planung der Weiterreise zu den Orkney und den Shetland Inseln. Wenigstens für die Nordsee Querung hätte ich gerne eine Unterstützung, da eine mehrtägige Reise durch ein industriell erschlossenes Gebiet alleine mir zu anstrengend erscheint.

Zum Glück findet Mitsegler Lars in seinem Kalender noch eine Lücke, in der er mich für eine knappe Woche unterstützen kann. Wir vereinbaren uns zu einer gemeinsamen Rückfahrt aufs europäische Festland ab Edinburgh. Die Stadt ist gut, schnell günstig zu erreichen. Am 18. July wird Lars dort eintreffen.

Bis zu diesem Zeitpunkt sollte ich es schaffen, bis Edingburgh die schottische Ostküste herunter zu segeln.

Zurück zur Tour um das Cap Wrath. Zwischen dem Kap und Wrapster hatte ich einen Stop in der Bucht Loch Eribol eingeplant. Diese wird auch in meinem Revierführer als Übernachtungsoption angegeben.

Es ist die erste größere Bucht nach Umrundung des Cap Wrath. Sie schneidet in südlicher Richtung in das Festland ein.

Beim Ansteuern des Loch Eribols bläst uns der südsüdwestliche Wind ordentlich entgegen und baut eine Welle mit Gischt auf, gegen die wir anfahren müssen. Die Segel holen wir noch zum Anfang der Bucht ein. Es soll unter Motor weiter gehen. Bis zu den ersten im Revierführer angegebenen Ankerplätzen sind es noch einige wenige Seemeilen.

Unser 15 PS Motörchen ist für solch eine Tortour zu schwach ausgelegt. Wir nehmen das Vorsegel zu Hilfe und kreuzen gegen den Wind. Meile um Meile müssen wir uns mühsam erarbeiten. Manchmal scheint es überhaupt nicht voran zu gehen. Der Wind ist zu stark und die Berge nicht hoch genug, um uns ausreichend vor dem Wind zu schützen.

Nach zwei Stunden haben wir den im Revierführer empfohlenen besten Ankerplatz an der Westseite im inneren des Loch Eribols erreicht.

In dieser Bucht ist es einigermaßen windgeschützt.

Hier kuscheln sich eine Hand voll Häuser an den Berg. Nahe zum Land sieht das Wasser ruhig aus.

Im Revierführer war allerdings noch keine Rede von der heute dort installierten kleinen Fischfarm. Fischereiboote haben an grauen privaten Mooringen festgemacht.

Wir entschließen uns zum Ankern und halten etwas Abstand zum Land, damit das Boot bei einem möglicherweise drehendem Wind nicht an Land getrieben wird.

Der Anker ist mühsam aus der Ankerkiste gekramt und dann herunter gelassen. Der Wind lässt das Boot um den gesetzten Anker pendeln. Hoffentlich hält der Anker im etwas sandigem Untergrund.

Zeit, um die feuchten Segelklamotten auszuziehen und zum Trocknen aufzuhängen.

Eine anschließende Sichtkontrolle der Ankerposition jagt mir einen Schreck ein. Die Zero befindet sich jetzt bestimmt 25 m von der ursprünglichen Ankerpodition entfernt. Der Anker hat nicht gehalten!

Motor anlassen, den Anker mit Kette hochziehen, zwischendurch dem Rücken zusprechen, ja vielleicht gibt es heute sogar eine Wärmepflaster zur Belohnung …

Für unseren zweiten Ankerversuch entscheiden wir uns für eine Position neben einem Motorschlauchboot näher zum aufgeschütteten Strand. Der Tiefenmesser zeigt 2,80 m an, das reicht denke ich.

Anschließend kochen wir und zwischendurch beobachte ich immer wieder die Position des Schiffes. Zwischenzeitlich setze ich hinten noch einen kleineren Anker, um die Pendelbewegungen des Schiffes um den Hauptanker zu reduzieren. Die Zero scheint jetzt fest zu liegen.

Auch nach dem Essen lässt mir der Anker keine Ruhe. Immer wieder kontrolliere ich, ob die Position stabil bleibt. Das abfließende Wasser und der näher rückende Strand bereiten weitere Sorgenfalten. Wie soll ich heute nacht zur Ruhe kommen?

Inzwischen hat sich ein weiterer Segler das Loch Eribol hochgearbeitet. Er nähert sich unserer Ankerposition und macht ruckzuck an einem der beiden letzten freien privaten Mooringen fest.

Die Tuula macht sinnvollerweise gleich an einer Mooringtonne fest.

Jetzt fallen endlich meine Skrupel, das auch zu tun. Mit Mühe bergen mein Mitsegler Max und ich die Anker und machen gleich beim ersten Versuch an der letzten freien Mooringtonne fest.

Welche Erleichterung! Die Nacht ist gerettet!

Ich lese später nochmals im Reeds Almanach nach. Der empfiehlt sinnvollerweise diese Bucht nicht bei starkem Südwestwind.

2022 Segeln nach Nord Schottland

Segeln nach Schottland

Kaum liegt die ZERO in ihrem Winterlager, werden meine Überlegungen konkreter, im nächsten Jahr noch einmal eine größere Tour um Schottland zu machen. Die Herausforderung erscheint riesig – vor der Nordsee habe ich großen Respekt. Meine individuelle Konstitution ist altersbedingt nicht gerade besser geworden, aber immerhin fühle ich mich noch so fit, mich für einige Monate auf die Reise zu machen.

Meine Frau Christiane ist nicht so begeistert, dass ich wieder für längere Zeit unterwegs sein will. Wir werden aber versuchen, 2-3 Treffpunkte zu organisieren, an denen wir mehr an Land schöne Dinge unternehmen wollen. Sie schaut lieber vom Land aufs Meer.

Bei vielen mir bekannten Beziehungen von Segelpaaren ist die Leidenschaft fürs Segeln oft ungleich verteilt. Ich bin dankbar, dass meine Partnerin mir zugesteht, meiner Leidenschaft fürs Segeln gelegentlich zu folgen, auch wenn wir dann monatelang getrennte Wege gehen…

Die ersten Planungen

Ich mache mich mal wieder mit der Open Source Software OpenCPN tiefer vertraut. Einiges von dem, was ich mir vor 4 Jahren bei der Vorbereitung für die England Rundreise erarbeitet habe, muss ich erneut unter Verwendung von Handbüchern mir erneut in Erinnerung rufen. Ich will die Tourplanung für Freunde und interessierte in WordPress unter Verwendung von Google My Map zur Verfügung stellen. Klingt einfach, aber im Detail ist es mühsam:

  • OpenCPN exportiert Tourdaten im GPS Format
  • Google My Map funktioniert für den Import schon mal nicht auf meinem Android tablet
  • Der Import von Tourdaten funktioniert theoretisch auf dem PC
  • Google My Map nimmt aber keine GPS Daten zur Verarbeitung sondern erwartet ein KMZ Format; diese Daten müssen zudem auf einem Google Drive Verzeichnis verfügbar sein
  • Ich nutze Locus Map für die Konvertierung der GPS Dateien in ein KMZ Format
  • Für die dauerhafte automatische Synchonisation zwischen tablet und Google Drive nutze ich ein zusätzliches Progrämmchen DriveSync
  • Jetzt können auf dem PC die Tourdaten in einen My Map Layer importiert werden
  • Den I-Frame Code aus der Karte Kopieren und im Quellcode der WordPress Seite hinein kopieren
  • Hoffentlich läuft das beim nächsten Mal im Hintergrund und auch schneller ab.

So nun reichts mit der Technikbelehrung. Die ersten Tage der Tour sind schon mal grob geplant, für das Familientreffen zusammen mit einer befreundeten Familie wurde schon mal in Dänemark nahe Farborg ein Ferienhaus reserviert.

Die Tour um Fünen kenne ich schon ganz gut. Hier lohnt es sich, sich vorher mit einer Strömungskarte zu beschäftigen. Je nach Windrichtung hat man den Strom entweder für- oder gegen sich.

Vor Fünen werden wir einige Tage Familienurlaub einschrieben. Für die Segelreise ist das ein gemütliches Annähern an die doch teils anspruchsvollen Touren. Neben der mehrtägigen Querung der Nordsee stehen in Schottland Touren mit reichlich Strömung an – ohne die Strömung bei seiner detaillierten Planung mit einzubeziehen, kommt man nicht weit. 5 Knoten gegen ZERO ist was anderes, als wenn die ZERO 5 Knoten mit der Strömung fährt.

Überlegungen zu Routen um Schottland

Die Reise nach Schottland geht nicht ganz um Schottland. Glasgow und Edinburgh werden gewissermaßen „ausgespart“. Ich begrenze mich im Süden auf die Linie des Caledonean Canals, möchte die Insel Mull im Norden passieren, die Hybriden sowie die Orkney Inseln und die Shetland Inseln bereisen.

Die grundsätzliche Frage ist zunächst: links herum oder rechts herum? Also erst über Norwegen zu den Shetland Inseln, den Orkney Inseln und dann an der Westküste der Inneren Hybriden in Richtung Mull und zurück durch den Caledonian Kanal?

Diese Route hat im Wesentlichen mein großes Segelidol Wilfried Erdmann gewählt, als er im Sommer 2016 mit seiner Frau Astrid auch noch die Färöer Inseln mit als Ziel auf dem Zettel hatte.

Färöer ist mir zu weit und mag ich meiner 8,40 m ZERO nicht zumuten.

Für die Entscheidungsfindung der groben Richtung (Links oder rechts rum) befasse ich mich mit Klimadaten. Sehr hilfreich ist da ein PlugIn „Climatology“ für das von mir genutzte Kartentool OpenCPN . Hier werden anhand historischer Winddaten Windrichtungswahrscheinlichkeiten visualisiert.

Windrichtungswahrscheinlichkeiten und -stärken im Monat Mai

Die Zahl im Kreis gibt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit an. Je länger die Strahlen um den Mittelpunktkreis, desto wahrscheinlicher kommt der Wind aus Richtung des Strahls.

Im Monat Mai bereits ist die vorherrschende Windrichtung aus Südwest. Weiter nördlich ist der Wind ca. 2 Beaufort kräftiger.

Wenn ich also „links“ herum reise, muss ich häufiger gegen den kräftigeren Wind im Norden ansegeln.

Ich entscheide mich deshalb, die Reise „rechts herum“ zu planen. Die Strecke durch den Caledonian Canal ist in weiten Teilen unter Motor zurück zu legen. Da kann der Wind dann auch mal von vorne kommen. An den inneren Hybriden kommt bei dieser Tourplanung der Wind häufiger günstiger von achtern, ebenso beim Besuch der Orkney Inseln und der Shetland Inseln. Auch für die Rückreise ggf. über Norwegen erwarte ich hier häufiger halben Wind aus südwestlicher Richtung.

Die Route um Skagen scheint naheliegend zu sein. Skagen soll ein Sehnsuchtsort sein, was ich nicht beurteilen kann, da ich dort noch nie war. Allerdings kann es im Skagerrak auf dem Meer recht ungemütlich werden, wenn Strömung und Wind gegeneinander laufen. Da muss dann alles stimmen, das Material und die Crew und die Bereitschaft, eine kabbelige See für einige Stunden auszuhalten.

Alternativ kommt der Limfjord in Frage, eine Verbindung zwischen Ost- und Nordsee, die sich auf der Höhe von Aalborg durchs Land schlingelt. Thyboron an der Pforte zur Nordsee ist ein gern genutzter Ausgangshafen für eine Direktquerung nach Schottland.

Ich entscheide mich für die Route durch den Limfjord.

Die erste Etappe dieser Reise endet in Oban. Von hier aus geht es dann weiter in Richtung innere und äußere Hebriden.

Zeitplan für die Etappe 1 bis Oban


13.05.2021 Abschiedsumtrunk
14.05.2021 Abreise Kiel
16.05.2021 Boyden
22.05.2021 Aarhus
25.05.2021 Aalborg (Zustieg Lars)
28.05.2021 Tyboron
03.06.2021 Peterhead
07.06.2021 Inverness
16.06.2021 Hafentage Inverness (Zustieg Maria am 15.6.)
18.06.2021 Fort William
19.06.2021 Oban

Die 2. Etappe ist durchgeplant!

Nach weiterer Beschäftigung mit der Schottland Reise habe ich mir die schönsten Anlaufpunkte ausgesucht. In Oban wird es eine Etappenpause von 3 Tagen geben. Immerhin gibt es in Oban auch kulinarisch einiges zu entdecken, so einen wunderbaren Whiskey, von dem ich bei meiner letzten Reise länger gezehrt habe. Außerdem ist Oban für frischen Fisch und Meeresfrüchte. Da werde ich wohl einige Kompromisse mit meinen guten Vorsätzen machen müssen, weniger Fisch zu verzehren.

Von Oban geht es weiter zu den inneren Hebriden. In Portree auf der Insel Skye wird es einen Wechsel der Mitsegler geben.

Von Portree aus geht es zu den äußeren Hebriden. Hier bin ich mit einem Bekannten über Instagram in Stornoway verabredet, der mich sicherlich die Highlights der Insel Lewis einführen wird.

Von den äußeren Hebriden geht es dann über die Stationen Kinlochbervie und Loch Eribol nach Scrabster vor den Orkney Inseln weiter.

Hier der Zeitplan:

19.06.2021 Oban
22.06.2021 Oban Pause
24.06.2021 Tobermory
26.06.2021 Eigg
30.06.2021 Skye Portree
02.07.2021 Skye Portree Pause
05.07.2021 Stornoway
10.07.2021 Stornoway Pause
11.07.2021 Kinlochbervie
12.07.2021 Loch Eribol
13.07.2021 Scrabster