16.5.2022 von Lyø nach Svendborg

Svendborgs Werften sehen belebt aus

Die Nacht war wieder recht frisch. Da ich z.Zt. etwas fröstele, hatte ich mir eine Wärmflasche gemacht. Das hat mich besser schlafen lassen, als in Nächten zuvor, in denen ich ohne Wärmflasche auskommen wollte. Manchmal sind die kleinen Dinge im Leben sehr wichtig.

Der Tag ist mal wieder ein wunderschöner Sonnentag, den wir genießen. Leider hat der Wind auf östliche Richtung gedreht, sodass wir im engen Fahrwasser nach Svendborg häufiger den Motor in Gebrauch nehmen müssen.

Beim Segeln kreuzen wir gegen den Wind und mein Mitsegler Armin lernt etwas über das Wenden.

Am Nachmittag laufen wir in Svendborg ein und erkunden die Stadt zu Fuß.

15.5.2022 Von Marstal nach Lyø

Zero auf Lyø

Am morgen lassen wir es gemächlich angehen in Marstal – ausschlafen, ein ordentliches Frühstück, Duschen und dann noch ein Besuch des Schiffsmuseums. Das hatte ich mir schon häufiger bei meinen Besuchen in Marstal vorgenommen, aber bisher hatte es zeitlich nicht gepasst.

Das Museum ist empfehlenswert. Es zeigt den Stolz dieses Ortes, der für die Seefahrt lange Zeit von großer Bedeutung war. Schließlich konkurrierte Marstal zeitweise mit Kopenhagen um den umschlagsstärksten Hafen in Dänemark. Das Museum zeigt einen sehr persönlichen Blick auf diese Geschichte. Die Familien, die hier prägend waren, werden mit ihren Schiffen in Modellen, Handelsruten, Umschlagdaten in einzelnen Räumen vorgestellt. Alte Fotos und Hafenmodelle erzählen diese Geschichte anschaulich.

Wir haben uns entschieden, heute bis zur Insel Lyø zu reisen. Vom Wind ist allerdings gemäß Vorausschsu wenig zu erwarten. So wird es ein Motortag bei klarem fast schon sommerlichen Wetter. Bei diesen Bedingungen funktioniert das An- und Ablegemanöver einwandfrei.

Lyø liegt vor den Toren von Faborg, einer sehenswerten Stadt auf der Insel Fünen. Freizeitboot und Fähre können die kleine Hafenzufahrt nur exklusiv nutzen. In der Hauptsaison ist der Hafen übervoll aber jetzt gibt es freie Platzwahl.

Die Insel hat im Dorfkern viele schöne alte Gebäude, einige auch verlassen und verwaist, viele werden sichtbar nur notdürftig vor dem Verfall bewahrt. Bei unserem Dorfspaziergang am Abend ist uns niemand begegnet. Die Insel punktet mit der wunderschönen Natur, mit Wander- und Fahrradwegen und einem sehr freundlichen Hafenmeister.

Sonnenuntergang auf Lyø.
Am Hafen von Lyø.

14.5.2022 von Kiel Stickenhörn nach Marstal

Um 9:40 Uhr ist es dann soweit: wir legen ab. Ein frischer Wind der Stärke 4-5 aus westlicher Richtung soll uns heute bis Marstal auf der dänischen insel Aerœ bringen. Wir starten bei leicht bewölktem Himmel, im Laufe des Tages wird sich die Sonne noch durchsetzen.

Die Nacht war ganz schön frisch. Trotz Bettdecke und leichter Überdecke habe ich zunächst gefroren und musst mir wärmere Wäsche anziehen, um gemütlich wieder einzuschlafen.

Noch in der Kieler Förde setzen wir die Segel. Ich entscheide mich, ein Reff im Großsegel zu binden und wir rollen die Genua nur zu 2/3 aus. Das reicht bei diesem Wind, um uns mit 5 -6 Knoten zügig über das Wasser zu bringen. Mein Mitsegler Armine, der heute zum ersten Mal segelt, schlägt sich tapfer beim Kurs halten an der Pinne.

Später testen wir dann die neue Selbststeuerungsanlage, die den Kurs hält, aber 20 Grad weniger als unser Kompass anzeigt. Sie muss sich noch kalibrieren.

Es ist ein perfekter Segeltag mit gutem Wind aus der richtigen Richtung bei überwiegend sonnigem Wetter. Das Boot rauscht durchs Wasser und schaukelt trotz ordentlichem Wellengang nur wenig.

Vor Aerœ frischt der Wind nochmal auf. Das Bergen der Segel fordert uns heraus. Die Genua lässt sich nur mühsam bändigen. Sie wird durch den kräftigen Wind jetzt fester und enger eingerollt, sodass das in der Rolle vorgehaltene Tau am Ende nicht mehr ausreicht, sie komplett einzurollen. Ich muss aufs Vordeck und Segel per Hand einige Male um die Rolle zu schlagen und es mit einem Tau zu fixieren.

Beim Anlegemanöver bieten wir dem hilsbereiten Publkum ein unterhaltsames Hafenkino. Die Gästeboxen stehen leider queer zum Wind. Beim legen der Festmacher über die hinteren Poller wird das Schiff bereits quer zu den recht leeren Boxen gedrückt. Unter Motor gelingt es mir nicht, vorwärts wieder gerade in die Box zu kommen. Unsere Zuschauer winken mit einer Leine, die sie uns zuwerfen wollen. Ok, wir freuen uns über diese Hilfe. Die Leine kommt geflogen und landet bereits beim ersten Versuch auf unserem Schiff. Ich applaudiere bereits, und stelle erst dann fest, das das Ende der Leine auf Seiten des Werfenden leider dem Helfenden entglitten ist und nun im Wasser gelandet ist. Ok, dann holen wir die Leine eben an Bord und werfen sie zurück – natürlich mit gesichertem Ende am Schiff. Nach 3 gescheiterten Wurfversuchen von Armine und mir machen uns die Zuschauer mit dem Zuruf „Ihr habt noch 18 Versuche!“ richtig Mut.

Wir wollen die Geduld unserer etwas gewachsenen Fan- und Helfergemeinde nicht überstrapazieren und entscheiden uns nun, die fürs Heck vorgesehenen Festmacher nach vorne zu verlegen und Rückwärts mit dem Heck anzulegen. Das klappt dann relativ zügig. Ich bedanke mich bei der Seglergemeinschaft. Da setzt der wurfgewandte Helfer seine Sonnenbrille ab und ruft: „Erkennst du mich denn nicht? Ich bin Dennis!“ Da klickt es bei mir. Richtig, Dennis habe ich vor 5 Jahren auf der Rückreise aus Kopenhagen kennen gelernt. Wir waren mit anderen Seglern in Klintholm eingeweht und konnten den Hafen für 3 Tage nicht verlassen.

Ich fühle mich in der Seglergemeinschaft aufgehoben. Der Abend klingt aus mit einem Essen mit Armine in einem kleinen Restaurant in Marstal und einem anschließendem Bier auf dem Schiff von Dennis. Trotz kleiner Pannen ein gelungener Einstieg in die Segelreise um Schottland.