15.7.: von Weymouth nach Yarmouth

Englische Orte am Meer liegen i.d.R. an einem Fluss. Z.B. liegt Weymouth am Fluss Wey. Mouth steht für Mündung. Yarmouth liegt an dem Fluss Yar.

Wir verabschieden uns um 8:45 Uhr von Weymouth in Richtung Englands beliebtestem Segelgebiet, dem Solent.

Mit dem Segeln wird es erst am Nachmittag was. Bis dahin muss unser guter Motor ran.

Am Nachmittag gibt es endlich wieder frischen Wind! Der Motor kann sich erholen und wir haben bei guter Fahrt und für uns guter Strömung unsere Ruhe.

Zum Solent gibt es vor der Isle of Wight zwei Zugänge. Wir entscheiden uns für den küstennahen Nordkanal, kein ausgebudelter Kanal sondern im Meer ein küstennager Streifen, der ausreichende Tiefe hat.

Im Solent haben wir bald den Strom gegen uns. Es hilft nichts, der Motor muss wieder ran. Zeitweise fahren wir weniger als einen Knoten.

Für den nächsten Tag habe ich mif vorgenommen, bei der Planung wieder mehr auf die Strömung zu achten.

Wir haben uns schon frühzeitig im Hafen von Yarmouth  per Mobiltelefon angemeldet. „Please come along into the harbour and than we look what wie can do.“

Endkich eingetroffen im Hafen Yarmouth.

Eine verbindliche Reservierung hört sich anders an. Wir wissen, dass um diese Jahreszeit das beliebteste Segelrevier sehr frequentiert ist und einzelne Häfen abends ausgebucht sind.

Unsere Maximalgeschwindigkeit von 1-2 Knoten und vorbeiziehende Boote mit stärkeren Motoren machen uns zusätzliche Sorgen, ob wir denn noch einen Platz ergattern.

Nachdem wir endlich im Hafen einlaufen, werden wir vom Berthing team mit Schlauchboot an der Hafeneinfahrt empfangen und zu unserem Liegeplatz begleitet.

Leider gab es bei der Feinabstimmung zur Richtung, in der wir unser Boot anlegen sollten noch ein Kommunikationsproblem, sodass die Fender an der falschen Seite hingen. Die starke Strömung im Hafen trug dazu bei, dass das Anlegemanöver sehr rustikal ausfiel. Rums sagte das Boot, als es nackt mit der Scheuerleiste an den Ponton knallte. Zum Glück hat der Rums keine Schäden erzeugt.

Nach dem glanzlosen Anlegemanöver zieht es uns zu einem Spaziergang in die Stadt, bevor wir uns in unsere Kojen zurück ziehen.

Stadtbummel durch Yarmouth.
Blick auf den Hafen von Yarmouth von der Dachterrasse eines indischen Restaurants. Mir persönlich hat es nicht geschmeckt. Reinhold auch nicht.

16.7.: von Yarmouth nach Littlehampton

Wir passen beim Ablegen den richtigen Zeitpunkt ab, um die Strömung wenigstens bis zum Ende des Solent mitzunehmen.

Früh am morgen vor der Abreise im Hafen von Yarmouth.

Endlich kommen die Segel überwiegend zum Einsatz. Der Wind kommt häufig von hinten, sodass wir das „Gedöns“ (Fachausdruck von Ralf) aufbauen (Schmetterlingssegelstellung, wobei die Genua durch eine Stange vom Mast waagerecht kommend ausgesteift wird).

Wir haben uns als erreichbares Ziel Littlehampton vorgenommen. Der Ort liegt wieder mal an einem Fluss (und heißt gar nicht „…mouth“). Bei Ebbe hat der Zugang für unser Schiff keine ausreichende Tiefe. Es kommt darauf an, im richtigen Zeitfenster dort anzukommen.

Wir rufen die Hafenmeisterin an. Es sind noch 2 Plätze vorhanden. Bis 18:00 Uhr sei heute für unser Boot die Zufahrt möglich.

Um diesen Termin erreichen zu können, schalten wir den Motor dazu.

Zwischendurch werden wir über Funk Zeugen der hohen Professionalität des brittischen Seenotrettungssystems.

Ein Segler meldet mit ruhiger Stimme über eine teils standardisirrte Pan Pan Meldung (die Stufe unterhalb einer Mayday Mayday Meldung), dass sein Mast herunter gekommen sei und jetzt neben dem Boot im Wasser schwämme.

Die Profis der Coastguard fragen mit ruhiger Stimme die Daten ab, die sie für eine Rettungsaktion benötigen. An welcher Position liegt das Schiff? Ist jemand verletzt? Wieviele Personen sind an Board?

Der PanPan Ausrufer antwortet in einer bewundernswerten Ruhe, als wär das auch für ihn ein Routinevorgang. Er gibt die Position durch, es gibt keine Verletzten und es sind 4 Personen an Bord.

Kurze Zeit später teilt die Coastguard mit, dass 2 Boote zum Schiff unterwegs seien. Das erste Boot wird in ca. 10 Minuten die Unglücksstelle erreichen.

Dann gibt die Küstenwache eine Meldung an alle Funkstellen heraus, dass andere Schiffe die Stelle meiden sollen (wenn der Mast im Wasser liegt, hängt er wohl noch an Wanten, die im Wasser schwimmend für andere Schiffe eine Gefahr darstellen können).

Kurze Zeit später ist das 2. Rettungsschiff vor Ort und die Personen werden geborgen. Vom Beginn der Meldung bis zum Eintreffen der Seenotrettung sind max. 15 Minuten vergangen. Das finde ich äußerst professionell.

Wir erreichen die Flussmündung von Littlehampton bereits gegen 17:00 Uhr, benötigen für die restliche halbe Meile aber bestimmt noch eine halbe Stunde. Das ablaufende Wasser kommt uns entgegen und reduziert unsere Geschwindigkeit auf 1 Knoten.

Das Anlegemanöver klappt nicht auf Anhieb.

Das Anlegemanöver am des in Flussrichtung verlaufenden Pontons klappt erst beim dritten Mal. Die Strömung ist so stark, sodass das Boot mehrfach wieder ausbricht noch bevor wir eine Leine befestigen können.

Beim dritten Mal legen wir gegen die Strömung an und es klappt.

Unsere Flaggensammlung wird langsam vollständig.

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