5. Tag: von Brunsbüttel nach Cuxhaven

Kleiner Exkurs: Brunsbütteler Luft

Wer mal richtig fühlen will, was Feinstaubbelastung ist, sollte sich mal einige Stunden in Brunsbüttel nahe zur Schleuse aufhalten. Die vielen Lastschiffe, Kreuzfahrtschiffe, Tanker, Gastransporter, Ölschiffe etc. blasen fortlaufend eine hohe Konzentration an Ruß, Schwefel und vielen anderen Errungenschaften des weltweiten Handels heraus. Im Kohleofen beheizten Berlin der 70ger Jahre hieß es: „Das ist die Berliner Luft.“ Selbst bei einer gewissen Akzeptanz für Industrieromantik bleibt die Luft in Brunsbüttel unerträglich. Bereits nach einer Stunde hatte ich einen belegten Hals. Eigentlich müsste die Gemeinschaft den Anwesenden Zulagen für eine gesundheitliche Beeinträchtigung bezahlen.

Für Asthmatiker ist die schwefelgeschwängerte Luft an den Schleusen eher der Vorhof zur Hölle. Viel schlimmer kann es andernorts nicht mehr werden.

Wir reisen passend zum ablaufenden Wasser gegen 10:30 Uhr ab. Der Hafenmeister hatte uns den Sammelpunkt für Sportboote benannt, von wo aus man über Signale zur freien Schleuse geleitet wird.

2 kleine Sportboote werden allein geschleust.

Die Durchfahrt durch die Schleuse ist wie in Kiel völlig unaufgeregt. Man kann auf schwimmenden Pontons in der Schleuse auf den Pontons stehend das Boot festmachen. Die Pontons schwimmen im steigenden Wasser der Schleusung einfach mit auf.

Die erste Segeltour auf der Nordsee beginnt bei Sonnenschein und leicht schwülem Wetter sehr gemächlich. Der Wind kommt lau von hinten. Die Segeljacken sind zu dick und landen gleich wieder im Boot.

Nach einer Stunde schläft der Wind ein, um kurze Zeit später mit voller Wucht von vorne uns zu begrüßen. Mehrfach verkleinern wir die Segelfläche, am Ende nutzen wie das neue 2. Reff des Großsegels und verkleinern wir das Vorsegel auf Handtuchgröße.

Die sogenannte Offshore Bekleidung kommt erstmalig zum Einsatz.

Der Windmesser zeigt oft 6 Windstärken, in Böen bis zu 8 Windstärken an. Der prahlt schon länger etwas, wir ziehen vorsichtshalber eine Windstärke ab. Wir kreuzen zick-zack gegen den Wind, überqueren mehrfach die Fahrrinne der Berufsschifffahrt. Ralf verschlägt es zwischenzeitlich ins innere des Schiffes. Mit leichter seglerischer Blässe fixiert er anschließend den Horizont. Ins innere des Schiffes zu gehen ist heute keine gute Idee. Ich verzichte darauf, mich wärmer einzukleiden.

Mit dem ablaufenden Wasser und dem kräftigen Wind kommen wir eigentlich gut voran.  Teilweise fahren wir bis zu 9,5 Knoten über Grund (=Geschwindigkeit des Schiffes durchs Wasser + Geschwindigkeit des Stroms). Dennoch sind wir weit entfernt von unserem geplanten Tagesziel Wangerooge. Wir entscheiden uns, in Cuxhaven zu bleiben und morgen weiter zu reisen. Am Samstag soll der Wind auch passender zu unserem Reiseziel blasen.

2 Antworten auf „5. Tag: von Brunsbüttel nach Cuxhaven“

  1. Ihr seid echte Seebären, ich wünsche, dass ihr gut weiterkommt und die Stürme vorbei sind. Grüße aus dem fernen Stexwig, bis bald

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