Am morgen wollen wir im Hafen von Inverness noch den neuen Radarreflektor montieren. Der Hafenmeister bietet uns an, mich mit seinem Kran hoch zu ziehen. Das Angebot nehme ich gerne an.
Hier oben hat man einen super Ausblick. Es ist schwer, die kleinen Schrauben und Unterlegscheiben zu montieren, ohne dass was runterfällt.Bitte keine Schraube verlieren.
Danach geht es dann los in den Caledonian Canal. Insgesamt müssen wir durch 28 Schleusen durch, gehäuft jeweils an den Enden des Kanals.
Mit dem Caledonean Canal haben wir eine wichtige Etappe dieser Reise endlich erreicht. Es war mühsam, die Ostküste per Motor oder durch Kreuzen gegen den häufigen Nordwind zu erklimmen, aber jetzt freuen wir uns auf landschaftlich aufregende und abwechslungsreiche Erlebnisse.
Hier geht es gleich durch mehrere Schleusen hintereinander.Grüne Bäume und blühende Ginsterbüsche am Caledonian Canal.
Der Caledonian Canal ist das Kontrastprogramm zur rauheren Nordseeküste. Endlich können sich unsere Mägen dauerhaft beruhigen. Die gemütliche Fahrt durch den Kanal eignet sich auch für wasserinteressierte, die gerne auf hohe Wellen verzichten. Ein blauer Himmel mit viel Sonnenschein entschädigt uns für die kalte Nordseequerung.
Der Kanal ist eingesäumt von grünen Hügeln, blühenden Ginsterbüschen und gelegentlich parallel verlaufenden Flüssen. An vielen Stellen eignet er sich auch für eine Reise mit dem Rad.
Nach einer gemütlichen Fahrt durch die Kanal Landschaft öffnet sich uns das Loch Ness. Hier dürfen wir mal wieder mit Wind von hinten segeln.
Das Loch Ness hat steile Hänge an beiden Seiten. Es gibt kaum Tiere hier zu sehen. Wir vermissen Vögel.
Vergeblich halten wir Ausschau nach dem Seeungeheuer von Loch Ness. Eine publizistisch tolle Erfindung, gelegentlich aufgewärmt, trägt doch dazu bei, diese einsame und schöne Region touristisch etwas bekannter zu machen.
Am Ende von Loch Ness wird das Tal enger und der Wind pfeift stärker. Wir schaffen es gerade noch, die Segel rechtzeitig zu bergen.
In Fort Augustus finden wir am Ponton einen Liegeplatz für diese Nacht.
Am morgen sollen wir um 12:00 Uhr für die Treppenschleusen bereit stehen. Aus 12:00 Uhr wird dann 1:00 Uhr und dann geht es los.
Durch 8 Stufen dieser Treppenschleuse müssen wir hindurch.
Rolf L. führt oben die Taue und ich darf unter Motor kurz in die nächste Schleuse fahren, wenn sich die Schleusentore komplett geöffnet haben.
Insgesamt hat der Caledonian Kanal 29 Schleusen. Nach der Treppenschleuse liegen noch 2 Schleusen vor uns. Die letzte Schleuse verbindet den Kanal mit dem Meer. Wir lassen uns Tipps geben, wo wir die Nacht am besten verbringen, denn Fort William hat gar keinen Hafen.
Wir entscheiden uns für einen Ponton gleich nach der letzten Seeschleuse.
Offensichtlich war das die richtige Wahl, denn kurze Zeit später fragt ein Segler an, ob er sich im Päckchen an unser Boot legen darf. Na klar, den Segler kennen zudemaus der Treppenschleuse.
Wir kommen schnell ins Gespräch und John hat bereits einen Tipp, wo wir jetzt noch einkaufen können. Es ist ein lauer Sommerabend und wir entschließen uns, den mitgeführten Grill zum Einsatz zu bringen.
Als wir kurze Zeit später John im Laden beim Einkaufen wiedertreffen, entschließen wir uns schnell, John zum Grillabend auf unser Boot einzuladen. John sagt zu. Wir stocken unseren Einkaufswagen auf.
Es wird ein lockerer Grillabend. John ist Fischer im Ruhestand. Sein Sohn führt den Laden weiter. John kennt in der Region jeden See, jeden Kanal und alle Meere im Umfeld. Durch den Caledonian Kanal ist John wohl bereits 30 Mal gefahren.
John wird zu unserem perfekten Planer der nächsten Segeltouren.
Wir erklären John, dass wir noch durch den Crinan Canal reisen wollen. John winkt ab. Das wäre zu zweit kaum zu schaffen, da die Reisenden die Schleusentore manuell selbst bedienen müssen. Das sei sehr, sehr anstrengend. Man könne sich gegen Bezahlung auch eine Hilfe hinzu buchen, aber in einem Tag sei das kaum zu schaffen.
Wir vertrauen auf Johns Ortskenntnisse und lassen uns die schnellste Route empfehlen. Diese führt uns über Oban zur Insel Gigha. Der nächste Step geht dann bis Bangor vor Belfast. Von dort über die Isle of man nach Liverpool. Die Strecke ist in 5 Tagen zu schaffen und die Winde hierfür sind günstig.
Wir freuen uns über diese tollen Tipps und wir genießen den Grillabend bei sommerlichem Wetter. Die beste Zeit loszufahren sei die Flut. Und die kommt um 3:00 Uhr. Die nimmt auf unseren Biorhytmus keine Rücksicht. Wir stimmen uns ab, dass wir um 3:00 Uhr aufstehen werden.
Am nächsten morgen verlassen wir gemeinsam um 3:45 Uhr diesen praktischen Liegeplatz.
Um 3:45 Uhr lösen wir das Päckchen auf und legen zeitgleich mit John ab. John will in Richtung Hebriden weiter in den Norden segeln.
Noch halbwegs in der Nacht aber schon hell legen wir ab.
Es ist hier um diese Jahreszeit bereits hell. Der Wind erwacht langsam und wir können die Segel setzen.
Die Strömung ist mit uns und es geht schnell voran. Johns Empfehlung, früh abzulegen war richtig.
Wunderschöne Landschaften ziehen an uns vorbei.
Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist eine schwierige Angelegenheit. Nur 5 Stunden Schlaf reichen über einen längeren Zeitraum nicht aus. Während der Fahrt können wir wechselnd dösen, aber irgendwann fordert der Körper Ruhephasen ein. Bei längeren Törns kippt die Strömung im Verlauf, aber wo hält man ihr am sinnvollsten entgegen?
In Oban entscheiden wir uns, in der Marina anzulegen. Wir müssen mal wieder waschen und brauchen dazu eine vernünftige Infrastruktur. Der Hafen liegt auf der anderen Seite der Bucht.
Eine kleine Fähre legt direkt in der Marina ab und fährt stündlich nach Oban.
Oban hat eine entwickelte touristische Infrastruktur. Das hat den Vorteil, dass das Angebot an Restaurants differenzierter ist. Endlich finde ich auch mal Meeresfrüchte auf der Speisekarte.
In Oban brummt der Tourismus. Der Ort scheint das gut auszuhalten.
Hier bekomme ich endlich meinen Whiskey in einer Destille vor Ort, den ich nach Stexwig segeln will. Am liebsten würde ich ein kleines Holzfass kaufen. Ich versuchs mal mit dem englischen Wort „Barrel“. Da werden die Verkäufer ganz aufgeregt und schwirren auseinander. Schnell stellt sich raus, dass es keine kleinen Holzfässchen im Verkauf gibt. Das Ausstellungsfässchen ist nur zur Dekoration hergestellt worden. Aus dem großen Geschäft wird dann nichts und es müssen kleine Flaschen herhalten. Die lassen sich auch besser finanzieren.
Auch Traditionssegler finden Platz im Hafen von Oban.
Am späten Nachmittag nehme ich die Fähre zurück zur Marina.
Wir haben heute eine Etappe von ca. 60 Seemeilen vor uns. Die Wetterprognosen sehen in einigen Tagen einen kräftigen Sturm voraus, bei dem wir auf jeden Fall in einem sicheren Hafen übernachten wollen.
Jetzt steht der Wind noch günstig. Die irische See wird jetzt etwas unruhiger, da wir mehr in der offenen See unterwegs sind. Aber es gibt keine besonders hohen Wellen.
Immernoch haben wir trockenes Wetter. Die Kälte ist weniger bissig als auf der Ostseite.
Auf der irischen Seite kommt der Wind fast von hinten. Für eine Passatsegelstellung ist die Welle dann doch im Verhältnis zum Wind etwas zu hoch. Wir halsen uns mit Rückenwind an der Küste entlang.
Bangor war die Empfehlung von John. Das erspart uns die längere Zufahrt nach Belfast.
Ein Riesenrad gehört scheinbar in jeden englischen oder nordirischen Hafen.
In Bangor ist man auf Durchreisende eingestellt. Der Hafen ist 24 Stunden am Tag besetzt. Auch am frühsten morgen können wir noch tanken. Auf Plakaten wird selbst ein 24 Stunden Motorservice angeboten. Das nenne ich kundenorientiert.
Wir finden noch einen kleinen Supermarkt, der erst um 22:00 Uhr schließt. In einem Schnellimbiss lassen wir uns zu viel schlechtes Essen andrehen. Die Hälfte davon wandert am nächsten morgen in den Müll.
Die Mägen etwas zu prall gefüllt, planen wir die nächsten Tage. Morgen, am Dienstag soll das Wetter und der Wind noch gut sein. Eigentlich wollen wir nur bis zur Isle of man fahren und von dort am Folgetag in Richtung Liverpool weiter segeln. Leider ist für den Folgetag eine Flaute angesagt.
Wir möchten nicht am Mittwoch vor dem angekündigten Sturm auf offener See stehen bleiben und entscheiden uns, die Tour bis Liverpool an einem Stück abzusegeln. Das sind ca. 120 Seemeilen, in 2 Tagen locker zu schaffen.
Jetzt noch etwas schlafen – und dann in Liverpool ist dann eine längere Pause in Aussicht.
Ausgeruht geht es um 6:45 Uhr durch die Schleuse aus dem Brunswick Dock.
Mit meiner Tochter Melea hatte ich vereinbart, dass ich in Richtung Bangor segele. Dorthin fährt auch ein Bus, der direkt vor ihrer Haustür hält.
Dieses Bangor ist nicht der Durchgangshafen vor Belfast, sondern ein kleiner Hafen am nördlichen Eingang zur Menai Strait, eine Wasserstraße, die die Insel Anglesey vom Festland trennt.
Das ist heute meine erste Fahrt als Einhandsegler auf diesem Törn!
Es ist alles gut vorbereitet, Proviant liegt als geschmierte Brote und etwas Obst bereits im Cockpit und natürlich auch der langweilige Sprudel. So muss ich während der Fahrt möglichst selten nach unten gehen. Die Selbststeuerungsanlage, das Funkgerät, das AIS System und das Kartentablet sind angeschaltet.
Bloß der Wind ließ sich nicht konfigurieren. Der legt schon mal noch im Mersey ordentlich zu. Aber ich habe ja die Strömung auf meiner Seite.
So strömt das ablaufende Wasser gen Meer. Allerdings kommt der Wind jetzt noch direkt von vorne. Später sollte ich den Wind von der Seite kriegen, dann kann ich auch ohne Motor gute Fahrt machen.
Aber der Wind bläst stärker als erwartet. Wind und Strömung arbeiten gegeneinander. Die letzten Tage hat es stark geblasen und die Wellen hatten genügend Vorlauf, sich ordentlich aufzubauen. Die Bucht von Liverpool ist sehr flach, was dazu führt, dass die Wellen entsprechend steiler werden.
Die Selbststeuerungsanlage kann ich kurz nach Inbetriebnahme gleich wieder abschalten. Sie kann das Schiff nicht auf Kurs halten. Es ist Handarbeit angesagt. Dabei muss ich darauf achten, am rechten Fahrbahnrand zu bleiben, damit ich erstens außerhalb der Fahrrinne nicht auf Sand laufe und zweitens die noch auslaufenden großen Pötte mir nicht zu nahe kommen.
Die steilen Wellen laufen jetzt in kürzerer Frequenz. Dazwischen mischen sich immer häufiger große Brecher, die mir ordentlich Respekt einjagen. Das ist auf dieser Reise der höchsten Seegang, den ich bis jetzt hatte.
Irgendwann kommt von Steuerbord eine große Welle, die ins Boot platscht. Gut, man wird etwas nass, aber das Boot hat ja eine selbstlenzende Plicht, d.h. ins Cockpit eingedrungenes Wasser fließt selbständig durch zwei Rohre wieder ab.
Mir ist das aber zuviel. Erstens bin ich noch hundemüde, zweitens heute alleine unterwegs und drittens ist der Mersey heute ohne mercy, einfach gnadenlos. Merci Mersey, ein andermal wird es schon klappen.
Der River Mersey hat heute keine Gnade für Einhandsegler.
Umkehren ist angesagt. Und das nach drei Stunden harter Schipperei. Zunächst einmal will die Fahrbahn durchquert werden. Flussaufwärts muss ich jetzt bei den grünen Tonnen am Rande fahren.
Ich bin bei Hochwasser losgefahren, habe bis zum Umkehrentschluss ungefähr drei Stunden Diesel in die Luft geblasen, brauche also zurück nochmal drei Stunden – ja was ist dann? Niedrigwasser. D.h. ich kann nicht in den Hafen. Die Schleuse öffnet erst wieder am späten Nachmittag. Ich darf mir bis dahin noch die Zeit auf dem Mersey vertreiben.
Alleine den Anker hochziehen möchte ich nicht. Zu zweit kann wenigstens einer das Boot unter Motor zum Anker bewegen, während der andere den Anker hochzieht. Die Selbststeuerungsanlage ist für diese Tätigkeiten nicht zu gebrauchen.
Bei der mir von der Erstanreise nach Liverpool bekannten Wartezone gibt es einige Mooringe, an denen ich versuchen werde, das Schiff festzumachen. Bei dieser Strömung und dem starken Wind ist das keine einfache Aufgabe.
Der Mooring- und Ankerplatz am Eingang zu Liverpool.
Ich schleiche mich an einen Mooringplatz ran, stell den Leerlauf ein und laufe nach vorne, um mit dem Bootshaken die Schwimmboje reinzuangeln, an der das Festmacherseil des Moorings befestigt ist.
Bis ich vorne bin, hat das Schiff soviel Schwung verloren, dass es bereits wieder mit der Strömung zieht.
Ich modifiziere meinen Plan und lasse diesmal beim Anschleichen an den Mooring (oder das Mooring?) den Gang eingeschaltet. Ich komme der Handboje bereits näher und beim dritten mal klappt es endlich. Ich ziehe die Handboje an Bord, um das daran hängende Festmacherseil zu erreichen. Ich muss alle Kraft aufbringen, um die Handboje nicht zu verlieren. Soll ich dieses dünne Seil einfach zum Festmachen verwenden? Das bringt mir erstmal Zeit, meine Strategie zu überdenken.
Eine Inspektion der Verbindung der Handboje mit dem Seil, dass die Handboje mit der Mooring verbindet, macht mir Angst. Das kann nicht mehr lange halten. Lieber werfe ich die Handboje wieder ins Wasser und suche nach einer anderen Lösung.
Dieses Mal suche ich einen anderen Mooring aus. Und tatsächlich gelingt es mir jetzt, direkt den Mooring zu ergreifen und ein Festmacherseil vom Schiff durch die dafür vorgesehene Lasche zu ziehen.
Jetzt kann ich bis zum Öffnen der Schleuse mich ein wenig erholen.
Den Hafenmeister habe ich bereits per Funk über meine Rückkehr informiert. Die Nutzung der Schleuse ist inzwischen Routine.
Um 17:30 Uhr liege ich wieder gut vertaut in der Marina von Liverpool.
Am Freitag kommt meine Tochter Melea nach Liverpool. Unser Ziel ist es jetzt, gemeinsam bis Aberystmyth zu reisen. Die erste Etappe soll uns bis Conwy führen. Ich hole Melea bei der Central Station ab.
Beim Weg dorthin entdecke ich ein trauriges Mahnmal, eine von den Deutschen im 2. Weltkrieg ausgebombte Kirche.
Die Kirche ohne Dach wurde als Mahnmal so belassen, wie sie nach dem Bombenangriff der Deutschen stehen geblieben ist.
Beim Festmachen im Hafen am Abend zuvor hat mir ein älterer Herr geholfen. Wir haben uns dann nach den Hafenformalitäten zum Plausch verabredet.
Er segelt seit Jahren zusammen mit einem noch älteren Herren, den er auf einem seiner Navigationsseminare kennen gelernt hat.
Er erklärt mir, wie wir zu welchem Zeitpunkt mehr in Landnähe nach Conwy segeln können. Damit werden wir ca. 10 Seemeilen einsparen und früher außerhalb der Fahrrinne unabhängig von den großen Pötten navigieren können.
An der roten Boje Brasil sollen wir uns portside (Backbord, links, da wo früher die Schiffe entladen wurden, rechts war das Steuer, „Steuerbord“) halten, dann einen Kurs nach Westen einschlagen, bis wir hinter uns eine Kirche zwischen 2 großen Wohngebäuden sehen. Jetzt müssten wir den Kurs so halten, dass die Kirche sich immer zwischen den beiden Gebäuden zeigt.
Eine pragmatische Anweisung, an die wir uns am nächsten Tag halten werden. Den Kurs trage ich parallel hierzu auf der Navigationssoftware ein.
Der Segler erläutert mir außerdem, dass man durch Windenergieanlagen durchaus hindurch segeln darf, sofern sie fertig gestellt sind. Diese Information war für uns sehr wichtig, da zwischen Liverpool und Conwy mehrere Windparks installiert sind.
Wir zahlen beim Hafenmeister unsere letzten Nächte und er verspricht uns, uns zu 6.00 Uhr beim Schleusenwärter anzumelden.
Abschied nehmen von Liverpool am Abend vor unserem 2. Versuch, Liverpool zu verlassen.
Leider kann ich den Schleusenwärter per Funk nicht ansprechen, da er auf Kanal 37 funkt. „For use in uk waters only“, sagt der Reeds Almanach dazu. Ok, ich hätte bei Bundesnetzagentur einen Antrag stellen können, den international nicht abgestimmten Kanal 37 nutzen zu dürfen, um meine England Tour durchzuführen. Mit der erteilten Genehmigung hätte dann ein autorisierter Fachhändler kosfenpflichtig dann den Kanal 37 auf meinem Funkgerät einrichten können. Komplizierter geht es immer.
Wir stehen am Morgen um 4:30 Uhr auf und sind pünktlich um 6:00 Uhr an der Schleuse. Die Schleuse hat eine Ampel und diese steht auf rot. Nach einer viertel Stunde des Wartensvhole ich schon mal das Nebelhorn raus und tröte laut vernehmlich in Richtung Schleusenwärterhäuschen. Da müssen die Anwohner jetzt durch.
Inzwischen hat sich ein privates Rettungsboot zu uns gesellt. Das will auch raus. Und der hat den Kanal 37, nur da nimmt niemand den Funkspruch an.
Im Laufe der Zeit sammeln sich 6 Boote, die alle raus wollen.
Wir müssen bis 8.00 Uhr Ortszeit warten, bis der Schleusenwärter endlich erscheint.
Endlich können wir in den Mersey Fluss zur Weiterfahrt nach Conwy auslaufen.
Mit 2 Stunden Verspätung laufen wir im ablaufenden Wasser raus zur Boje Brasil. Ich hoffe, dass der Wasserstand nach der Boje Brasil noch ausreichend ist. Schließlich sollten wir hier bei Hochwasser durchfahren.
Mit der Navigationshilfe der beiden Segler aus dem Hafen können wir gut Kurs halten. Eine Windparkanlage müssen wir kreuzen, aber wir müssen nicht durch ein Verkehrstrennungsgebiet, was uns die Tour erleichtert.
Wir melden uns telefonisch beim Hafenmeister in Conwy an und bekommen vorab einen Liegeplatz zugewiesen.
Gegen 19.00 Uhr erreichen wir Conwy. Wir können noch einen Spaziergang in die Altstadt machen und dort beim Italiener einkehren, der mit einem Superteam ein gutes Essen liefert.
Die Marina von Conwy.
Wir entscheiden uns, den Folgetag auch hier zu bleiben und den Ort und die Umgebung noch zu genießen.
Palmen hatte ich in Wales nicht erwartet.
Wir wollen uns auf die Weiterreise optimal vorbereiten, aber auch einen schönen Spaziergang im angrenzenden Naturschutzgebiet Snodonia unternehmen.
Blühende Heide an den meernahen Bergen.
Für die Weiterreise gibt es zwei Optionen: um Anglesie herum segeln oder durch die Menai Straits und durch die Swellies durchfahren.
Die Fahrt außen rum dauert einen Tag länger und ist vermutlich schaukliger als die Fahrt durch den Kanal. Meine Tochter Melea mag das SChaukeln gar nicht.
Bei der Fahrt durch den Kanal gilt es allerdings die Swellies zu meistern.
Wir entscheiden uns für die Fahrt durch die Menai Straits. Zur Vorbereitung laufe ich mir das hierzu empfohlene Standardbuch „Cruising Anglessey and adjoining waters“ von Ralph Morris. Hier sind die Swellies sehr anschaulich erklärt und die Passage ist detailliert beschrieben.
Im Wesentlichen kommt es auf das richtige Timing an.
Die Swellies sind eine 2 Kilometer lange Teilstrecke der Menai Straits, an der sich die außen um Anglesey laufende Flutwelle mit der einlaufenden Flutwelle durch den kürzeren Kanal begegnet. Dann wandelt sich der Kanal in brodelndes Wasser mit starken Strömungen.
Beim richtigen Timing erwischt man das Slackwater, also das Stauwasser, was zwischen Ebbe und Flut die Strömung sozusagen zum Erliegen bringt. Zu diesem Zeitpunkt kann man also ruhig durch die Swellies fahren.
Mit diesem frisch angeeignetem Wissen bereite ich den morgigen Tag vor.
Die Wassersperre in Convy öffnet um um 5:44 Uhr, das Hochwasser in Liverpool ist um 9:14 Uhr, und 2 Stunden vorher (so sagt das schlaue Buch) ist Highwaterslack an der Menai Bridge, dem Beginn der Swellies, also um 7:14 Uhr. Der Hafenmeister bestätigt mir nochmal das Timing.
Am Abend gebe ich den Kurs (wiedrum nur bei Hochwasser fahrbar) zwischen Conwy und der Menai Bridge in das Navigationssystem ein. Dann geht es ab in die Koje.
Pünktlich um 5:45 Uhr sind wir bereit, den Hafen von Convy zu verlassen. Das Hafentor hat bereits automatisch geöffnet.
Sonnenaufgang zwischen Convy und Bangor.
Wir nehmen Kurs auf die Menai Bridge und nutzen die kürzere Verbindung über den Pennmaen Swatch, eine Verbindung, die bei Hochwasser durch kleinere Schiffe befahrbar ist.
Früh am Morgen auf der Fahrt in Richtung Menai Bridge.
Für 9:11 Uhr hatte ich mir im Logbuch notiert: Hochwasser in Conwy.
Soviele Zahlen und Uhrzeiten. Wir kommen auch vor 9:11 Uhr vor der Menai Bridge an. Merkwürdig ist allerdings, dass keiner mit uns zeitgleich die Durchfahrt antreten will.
Bei der Einfahrt in die Menai strait.
Ich schaue nochmal ins Logbuch: Highwaterslack Menaibridge 7:14 Uhr! Ich habe mich an der falschen Zeit orientiert. Wir haben den optimalen Zeitpunkt der Durchfahrt durch die Swellies verpasst! Wir hätten 2 Stunden früher hier sein müssen, und das hätten wir gar nicht erreichen können, da die Strecke zwischen Convy und Menai Bridge mindestens 10 Seemeilen beträgt und unser Schiff auf Touren durchschnittlich 4-5 Seemeilen pro Stunde zurück legt.
Trotz intensiver Vorbereitung hat mir hier die Psyche einen Strich durch die Rechnerei gemacht. Ich bin schockiert. Bei den vielen Daten hat sie sich einfach das passendste Datum herausgesucht. Wird schon passen. Passt aber nicht.
Timing ist das Wichtigste bei der Passage durch die Swellies. Also brechen wir ab. Aber was tun? Außen um Anglesey herum fahren? Warten auf die Flut am Abend?
Wir entscheiden uns für das Warten, was letztendlich schneller geht, als einmal um die Insel herum zu fahren.
Bloß wo sollen wir warten? Wenn wir schon 10 Stunden warten müssen, dann bitte in einem Hafen, damit am Tag wenigstens an Land was Neues entdecken können.
Bangor bietet sich an und ist nur wenige Meilen vor der Menaibridge.
Wir laufen dort bei Flut ein und stoppen an der Hafenkaimauer. Heute ist Sonntag, und in diesem kleinen Fischereihafen ist jetzt kein Hafenmeister zu erreichen.
Ich treffe einige Hobbyisten, die an ihren Booten rumschrauben und der Dritte gibt mir den Tipp, wo wir uns mit dem Boot hinlegen können. Der Hafen fällt bei Flut trocken und jetzt liegen wir an der Seite der großen Fischereiboote. Eventuell ist hier der Untergrund nicht nur schlammig sondern auch steinig und fest, was unserem Boot nicht gut tun könnte. Wir sollen die Hafenseite wechseln und in einer Lücke 2 Bootslängen vor seinem Boot festmachen. Diese Lücke wir ansonsten benutzt, um Boote per Kran ins Wasser zu bringen und das wird heute am Sonntag nicht stattfinden.
Unser Liegeplatz in Bangor im Hafen.
Wir sind froh, als das Schiff vertaut ist und verabreden uns, uns später in der Stadt zu treffen. Ich warte noch, bis sich das Schiff einigermaßen gesetzt hat. Gelegentlich muss Tau nachgelassen werden, damit das Schiff nicht irgendwann an der Kaimauer hängt. Würde es natürlich nicht, aber die Befestigungspunkt für die Festmacherleinen würden wahrscheinlich rausreissen.
Zwischenzeitlich spreche ich mit unserem nahen Segelnachbarn, der uns den Tipp zur richtigen Position gegeben hat.
Die Swellies wären gar kein großes Problem. Er fährt da auch bei Flut durch. 4 Knoten Strömung zuzüglich 6 Knoten seines Motors, das würde da richtig duchrauschen. Mag sein, aber wir als Novizen werden mal brav auf das Slackwater warten.
Am frühen Nachmittag sitzen wir zum Essen in einer Kneipe. Ich bestelle ein Sunday Roast, Fleisch mit Soße, Gemüse, Kartoffelbrei und weiteren kohlenhydrathaltigen für mich nicht identifizierbaren Zutaten. Es läuft gerade das WM Fußballspiel England gegen Panama. England verwandelt gerade krachend einen Elfmeter. Ich wähle England zu meinem Favoriten für diese WM.
Der Sunday Roast ist ein tippisches brittisches Sonntagsessen, vergleichbar mit unserem Sonntagsbraten. Quantität und Qualität verhalten sich umgekehrt proportional. Das genaue Gegenstück zur nouvelle cuisine.
Warten auf das Wasser.
Wir unternehmen noch einen Stadtspaziergang und verabreden uns, uns später am Boot zu treffen.
Als ich am Boot ankomme, steht dieses angelehnt zur Hafenmauer im Schlamm.
Zero steckt im Schlamm. Soweit ok, aber hält das Ruderblatt?
Das Ruderblatt steckt auch im Schlamm. Hoffentlich bricht es nicht einfach ab. Ich traue mich nicht auf das Schiff. Melea kommt kurze Zeit später. Wir beschließen, noch einen ausführlichen Spaziergang zu machen, bis das Wasser zurück kommt.
Irgendwie fühlen wir uns ausgeschlossen von unserem Boot. Das Katz- und Mausspiel mit dem Wasser geht mir mitunter ziemlich auf die Nerven. Immer ist das Wasser da, wo man es gerade nicht braucht. Es kommt von vorne und verlangsamt die Fahrt. Es ist abwesend und du wartest vor einer Schleuse oder einer Hafeneinfahrt. Du steckst mit dem Boot in einer Hafeneinfahrt fest, sitzt im Schlamm und das Wasser lässt auf sich warten. Ich liebe die Ostsee. Du steigst in dein Boot ein, wenn du ausgeschlafen bist und fährst einfach los! Keinen Wecker auf 4:30 Uhr stellen, einfach irgendwann losfahren und irgendwann ankommen.
Aber hier spielt die Zeit, das Timing eine entscheidende Rolle. Der falsche Zeitpunkt, die falsche Ortsreferenz und du steckst im Schlamm.
Irgendwann kommt auch in Bangor das Wasser zurück.
Um 19.00 Uhr ist es dann soweit: Leinen los und Motor an. Endlich geht es in Richtung Menai Bridge los.
Auf dem Weg zu den Swellies.
Ich bin schon etwas aufgeregt, lese nochmal dis textliche Beschreibung der Durchfahrt und stelle beim Kartentablet die richtige Auflösung ein.
Hinter uns kommt ein weiterer Segler in Richtung Swellies. Gerne lassen wir ihn passieren und sind recht froh, dass dies unser Segelnachbar aus dem Hafen von Bangor ist. Nun kann nichts mehr schief gehen.
Die lang erwartete Menai Bridge.
Diesesmal haben wir genau den richtigen Zeitpunkt erwischt. Wir passieren um 19:45 Uhr die Brücke. Die genaue Passage lässt sich auch am Navigationstablet ablesen.
In der Passage der Swellies.
Im Grunde ist die Passage zum richtigen Zeitpunkt harmlos. Links und rechts gibt es ein paar Untiefen, das zeigt schon das Navigationstablet an.
Aufzeichnungen und Handbücher zu den Swellies.
War der Aufwand für die Vorbereitung jetzt übertrieben? Die wichtigste Message für das eher harmlose Passieren der Swellies ist wohl, das Timing sollte stimmen.
Wir wollen am späten Abend noch zur Bucht von Porth-Dinllaen kommen. Die Bucht ist geschützt, man kann dort ankern und es gibt einige Mooringe. Außerdem eröffnet uns das die Option, am Folgetag unsere Etappenziel Aberystwyth zu erreichen.
Nach den Swellies ist die Durchfahrt landschaftlich sehr reizvoll.
Am Abend kommt noch etwas Thermik auf, die wir zum Segeln nutzen.
Eine wunderschöne Abendstimmung auf der Fahrt zur Bucht Porth-Dinllaen.
Der Abend ist sommerlich. Was für ein Unterschied zu den kalten Nächten im Nordosten der Insel!
In Porth-Dinllaen finden wir zu unserem Glück kurz nach Mitternacht eine Mooring. So entfällt morgen das Lichten des Ankers.
Um 7.00 Uhr Ortszeit starten wir in Porth-Dinllean. Zum Glück müssen wir keinen Anker bergen, einfach Seil von der Mooring lösen und ab gehts.
Zunächst laufen wir unter Motor. Dabei haben wir die Strömung mit uns und wir kommen gut voran.
Mit dem Setzen der Segel erreichen wir eine Reisegeschwindigkeit von über 5 Knoten. Endlich können wir das Gebrumme des Motors ausschalten.
Später haben wir den Wind so ziemlich genau von hinten und können die Passatsegelstellung setzen. Jetzt geht es noch flotter voran.
Meine Lieblingssegelstellung. Sie erinnert mich jedes Mal an die Atlantik Überquerung.
Das Wetter läd zum Baden ein. Die Badeleiter und das schwimmfähige Tau kommen zum Einsatz. Das Tau hatte ich eigentlich zum Schleusen gekauft.
Schwimmen am Schiff – das Superwetter macht es möglich.
Schöner kann ein Segeltag kaum sein. Sonne, Wärme und den richtigen Wind von der richtigen Seite. Aber es kommt noch besser.
Irgendwann schwimmen Delfine um das Boot. Erst sehen ich drei, dann sechs. Sie bleiben wohl 20 Minuten bei uns.
Hier ist ein Delfin deutlich sichtbar.
Teilweise schwimmen die Delfine auf dem Rücken. Sie springen durchs Wasser uns scheinen sich sichtlich wohl zu fühlen.
Hier sinds dann schon mal 3 Delfine.
Der Segeltag wird zum bisherigen Highlight dieser Tour. Vergessen sind die Strapazen der Anfangstage, als wir an der Ostseite Englands jede einzelne Seemeile dem Wind und dem Wasser abtrotzen mussten. Vergessen ist der kalte Nordwind, der mich an meine Grenzen gebracht hatte.
Durch die zügige Fahrt erreichen wir unser Ziel Aberystwyth bereits gegen 17:30 Uhr.
Aberystwyth ist bald erreicht.
Mit Aberystwyrh erreiche ich den Mittelpunkt der Reise. Hier wollte ich auf jeden Fall meine Tochter treffen, die jetzt bereits ab Liverpool mitgekommen ist. Ich werde hier einige Tage ausspannen.
Die Hafeneinfahrt von Aberystwyth ist 3 Stunden vor bis 3 Stunden nach dem Hochwasser für unser Schiff befahrbar.Aberystwyth am Abend.Die Seebrücke von Aberystwyth.Sonnenuntergänge kommen immer gut an. Bei Instagram erzielen meine Sonnenuntergänge ungefähr 3 mal soviele Klicks wie andere Bilder. Das Bild wurde nicht bearbeitet.
Mit der ersten Schleusung um 6:30 Uhr brechen wir auf in Richtung Padstow. Das sind ca. 70 Seemeilen.
Wir wollen den Bristol Channel queren. Zum Vergleich: von Kappeln an der Schlei nach Marstall in Dänemark sind es etwa 25 Seemeilen.
Der Wind steht günstig und dennoch werden wir an diesem Abend den Motor mal wieder 8 Stunden in Betrieb haben.
Auf der Überfahrt nach Padstow.
Während der Fahrt bemerken wir am Nachmittag, dass eine Segellatte das Großsegel durchstoßen hat. Erst einmal wird die Fahrt hierdurch nicht beeinträchtigt.
Links abbiegen? Nein, aber um das durchstoßene Großsegel werden wir uns am Abend kümmern müssen.
Am Nachmittag gibt es einen kurzen aber heftigen Schauer. Außer wenige Stunden in Liverpool hat es auf meiner Segelreise bisher keinen Regen gegeben.
Überreste eines kurzen Regenschauers.
Kurz vor der Hafeneinfahrt nach Padstow löst sich die rechte Hinterwante und schlackert unter Segeln am Boot herum.
Wir nehmen sofort den Druck aus beiden Segeln und holen schnellst möglich einen Ersatzbolzen und -splint aus unserem Lager.
Nach wenigen Minuten ist die Situation bereinigt.
Diese Wante hatte sich gelöst.
Das war vermutlich der ernsteste Zwischenfall, der sich bisher auf dieser Reise ereignet hat. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn unter Last der Mast den Druck der Segel nicht mehr ausgehalten hätte.
Durch diesen Vorfall laufen wir mit etwas Verzögerung im Hafen von Padstow ein. Das Hafengate ist noch geöffnet und wir bekommen beim Einlaufen im recht vollen Hafen einen Liegeplatz zugewiesen.
Um 22:30 Uhr endet nach 16 Stunden dieser lange Schlag. Morgen wollen wir in Padstow bleiben und uns regenerieren.
Dieser wunderschöne Katamaran fährt vor dem Einlaufen in Padstow kurzzeitig vor uns.
Jetzt sind wir in Cornwall angekommen. Hier brummt der Tourismus. Der Hafen liegt glücklicherweise mitten im Ort.
Wir liegen im Päckchen mitten im Ort von Padstow.
Hier gibt es alles, was das touristische Herz begehrt. Ein Eisladen neben dem anderen, Schmuckgeschäfte und Kunstläden und vor allem: eine differenzierte Gastronomie.
Die Häuser sind teilweise mit hängendem Blumenschmuck zurecht gemacht. Es hat einen leichten Touch von Puppenstube und ist vielleicht vergleichbar mit der Provence.
In Padstow verbreiten blumengeschmückte Häuser gute Stimmung.
Hier hat das Rick Stein Imperium seine Wurzeln. Neben dem Rick Stein Restaurant mit bestem Fisch und Meeresgetier und höchsten Preisen gibt es das Rick Stein Cafe, den Rick Stein Designladen, die Rick Stein Kochschule, die Rick Stein Bar und den Rick Stein Fish & Chips Laden. Für jeden Geldbeutel gibt es ein passendes Angebot.
Wir entscheiden uns für die Rick Stein bar. Ich genieße für 25.- Pfund einen Meeresfrüchteteller.
Das Segel bringen wir zuvor zum Segelnacher Freeman Sails. Die Segellatte hatte das Segeltuch beschädigt. Wir sind sehr glücklich, dass wir das Segel bereits nach 2 Stunden wieder abholen können.
Das Segeltuch wird bei der Segelmacherei Freeman Sails repariert.
Bei einem Spaziergang um Padstow wird deutlich, wie wenig es hier in den letzten Wochen geregnet hat. Das Gras ist vertrocknet und braun anstatt grün.
Oberhalb Padstows gibt es eine tolle Aussicht auf den Fluss.
Morgen soll es weiter gehen in Richtung zu den Scilly Inseln.
In Padstow legen wir um 9:15 Uhr Ortszeit mit Öffnen des Hafengates ab. Wir haben eine Strecke von ca. 75 Seemeilen vor uns.
Der Wind ist mit 2-3 Windstärken nicht ausreichend, um unsere geplante Reisegeschwindigkeit von 4-5 Knoten pro Stunde zu erreichen. Hierzu müssen wir den Motor fast ganztägig mitlaufen lassen.
Kurz vor Verlassen des küstennahen Gewässers und nahe an Land’s End.
Die Reise verläuft ruhig und ohne besondere Herausforderungen. Wir müssen ein großes Verkehrstrennungsgebiet durchqueren. Zum Glück sind hier nur wenige Berufsschiffe unterwegs.
Das Ankommen auf den Scilly Inseln wird nochmal spannend, da wir erst nach Mitternacht ankommen können. Eine frühere Abfahrt war nicht möglich, da das Hafentor abhängig von den Gezeiten erst nach 9:00 Uhr öffnete.
Als Ziel hatte uns der Hafenmeister aus Aberystwyth eine Ankerbucht zwischen den Inseln St. Agnes und Gugh empfohlen.
Bei der Anreise im Dunkeln müssen wir uns auf die Qualität des aktuellen elektronischen Kartenmaterials verlassen. Das klappt aber ganz gut und der neue gut ablesbare Tiefenmesser unterstützt die nächtliche Navigation durch uns unbekannte Gewässer.
In der Bucht haben sich bereits etliche Schiffe versammelt, die mit ihren Ankerlichtern uns den Überblick verschaffen, wo noch Platz für die Zero ist.
Um 0:30 Uhr können wir den Anker setzen und uns erschöpft von diesem langen Segeltag in unsere Kojen zurück ziehen.
Unsere Ankerbucht zwische den Inseln St. Agnes und Gugh.
Für die kommenden Tage ist am südwestlichsten Punkt unserer Reise Entspannung angesagt.
Zu den Landgängen nutzen wir das Dingi. Das sieht von außen bestimmt lustig aus, wenn 2 ältere Herren sich in das knall rote Gummiboot quetschen um mit 2 Stechpaddeln an Land zu kommen.
Unser Transporter zum Land.
Die uns empfohlene Bucht trennt die beiden Inseln St. Agnes und Gugh. Bei Ebbe sind sie über eine Sandbank verbunden, bei Flut muss man durchs Wasser waten.
Um die Scilly Inseln herum gibt es etliche Buchten, die zum Ankern oder auch zum Baden einladen.
Die Inseln laden zum Wandern ein. Das Klima ist durch den Golfstrom geprägt. Hier machen Engländer Urlaub, die sich das leisten können. In Deutschland sind die Inseln allenfalls eingefleischten Seglern bekannt. Aus meinem Bekanntenkreis hatte niemand von diesem Kleinod gehört.
Das liegt sicherlich daran, dass die Inseln von Deutschland aus nur schwer zu erreichen sind. Das knappe Angebot an Unterkünften wird durch den brittischen Binnenmarkt komplett ausgebucht. Wozu da also in Deutschland die Inseln bekannter machen?
Die Scilly Inseln sind der südwestlichste Punkt der Segelreise und auch der landschaftlich schönste Punkt.
Palmen in England.Privat angebotenes Gemüse. Die Katze steht wohl nicht zum Verkauf.Die Sandbank verbindet die beiden Inseln St.Agnes und Gugh.Türkisfarbenes Wasser findet sich an vielen Stränden.
Am morgen nehem wir gegen 9:30 Abschied von den Scilly Islands.
Nachdem wir am Vortag in einer Bucht der Insel Tresco an einer Mooring angelegt hattem, um uns einen englischen Garten anzuschauen, haben wir jetzt für die Rückreise einen einfachen Start. Leinen los und schon bald haben wir die Isles of Scilly verlassen.
In den Gärten auf det Insel Tresco.
Der Wind aus Nordosten bringt uns schnell voran. Die Sicht ist klar und bald zeigt sich das englische Festland.
Klare Sicht, das Meer leuchtet in tollen Farben und voraus muss irgendwo Land`s End sein.
Wir wählen den Hafen aus, den wir als erstes erreichen können.
Newlyn stellt sich zwar als eher rustikal heraus – ein kleiner kommerzieller Fischereihafen, der aber unabhängig von der Tide 24 Stunden am Tag zu geöffnet ist.
Die Duschen stehen wegen Renovierungsarbeiten nicht zur Verfügung und die zugesagte Ersatzlösung in einem Fitness Center hat am Sonntag geschlossen. Immerhin kann ich am Montag morgen duschen, was mir nach den mehrtägigen Ankerakionen auf den Scilly Inseln sehr gut tut.
Der Ort hat noch wenig touristische Angebote, aber wie sich am morgen herausstellt, 2 super ausgestattete Fischläden.
Wir haben wollen aber weiter nach Farmouth, einer Domäne des englischen Segelsports.
Die Fahrt von Newlyn nach Falmouth geht nur zum Teil ohne Motor. Der Wind beschränkt sich auf die Thermik.
Newlyn und Falmouth könnten unterschiedlicher kaum sein.
Der Hafen von Newlyn bei Nacht.
Während in Newlyn 24 Stunden am Tag Betrieb durch die Fischerboote herrscht und wenige touristische Boote in einem kleinen Teil des Hafens liegen, ist Falmouth ein Eldorado für Segler und Motoryachten.
Das Fluss Fal erstreckt sich ca. 7 Seemeilen bis nach Turo. Den Teil des Flusses, den wir uns zu Fuß erlaufen konnten, ist überseht mit Segel- und Motoryachten. Es gibt eine Hand voll Häfen, Hunderte von Moorings sowie viele Ankermöglichkeiten.
Hunderte von Yachten im River Fal.
So viele Yachten habe ich in Europa noch nicht so dicht beieinander gesehen.
Tagsüber kommen etliche Touristen hinzu, die Falmouth per Landweg besuchen.
Yachten soweit das Auge sehen kann.
Es ist empfehlenswert, sich über die Höhe der Übernachtungskosten im Vorfeld zu informieren. Diese können hier um bis zu 100 Prozent voneinander abweichen. Wir hatten den kommunalen Hafen empfohlen bekommen, der für die Scalar 28 bei ca. 25 Pfund pro Nacht liegt.
Die erste Nacht liegen wir mit der Scalar im Päckchen.
Wir bleiben hier zwei Nächte, waschen Wäsche und unternehmen jeder für sich kleine Ausflüge zu Fuß.
Es gibt eine breit gefächerte Gastronomie, die eigentlich jeden Gaumen zufrieden stellen sollte.
Falmouth ist imSommer sicherlich an der Grenze zum Überlaufen. Mehr Tourismus geht kaum.
Nach der 2. Nacht wollen wir in Richtung Plymouth reisen.
Leider sagt die Wettervorhersage bis Sonntag nur schwache Winde und dann meistens aus einer ungünstigen Richtung voraus.
Wir verlassen die Segleridylle Falmouth in Richtung Plymouth.
An einigen Stellen ist Falmouth noch richtig idyllisch.
Auch heute müssen wir am Tagesende für insgesamt 10 Stunden den Motor nutzen. Die geringe Thermik reicht nicht aus, uns an unser Ziel zu bringen.
Das Meer ist meistens spiegelglatt. Das Großsegel und gelegentlich die Genua unterstützen die Motorfahrt.
Leider soll der Wind bis zum Sonntag so zurückhaltend bleiben. Wir vertrauen auf die Funktionsfähigkeit des Motors.
Beim genaueren Studieren der Karte identifizieren wir etliche Flächen, die als „firing practice area“ gekennzeichnet sind. Wo es möglich ist, versuchen wir, diese zu meiden.
Deutsche Kriegsschiffe auf unserem Weg nach Plymouth.
Am Nachmittag sehen wir dann das erste Kriegsschiff, eine deusche Fregatte F213, sicherlich in Hamburg gebaut. Sie identifiziert sich auch über AIS. Wir halten einige Meilen Abstand, aber die Fregatte dreht und ändert ihren Kurs.
Das Schiff stand in einer uns nicht bekannten Beziehung zur Fregatte.
Dazwischen befindet sich jetzt ein holländisches Motorboot. Was auch immer die Fregatte proben mag, so richtig erschließt es sich uns nicht.
Später sehen wir weitere Kriegsschiffe. Wir lesen nochmal im Reeds nach und finden einen weiteren Funkkanal, auf dem Informationen der militärischen Schiffe gesendet werden.
Für uns erfolgt keine Warnung. Vor dem Hafen von Plymouth liegen zwei weitere Kriegsschiffe vor Anker.
Eines ist mit 3 Schleppern verbunden. Es hat viele Antennen und rotierende Elemente auf dem Deck. Alleine scheint sich das Superschiff nicht mehr bewegen zu können. Die Schlepper, eskortiert von einem Polizeischiff, beginnen, das Schiff stadteinwärts zu ziehen.
Wir warten dann mal besser auf unserer Position.
Als der Schleppzug vorbei ist, setzen wir unsere Fahrt über einen Hafenzugang für kleinere Schiffe fort. Wir wollen auf Empfehlung in den Mayflower Hafen.
Kurz vor der Hafeneinfahrt kreuzt der Schleppverband erneut unsere Route. Durch den Zugang für kleinere Boote hatten wir den Schleppverband wohl überholt. Das Polizeibegleitschiff fordert uns auf, gegenüber des Zugangs zum Mayflower Hafen zu warten.
Leider liegt der Hafen etwas außerhalb des Zentrums. Auch bei einem längeren Spaziergang gelingt es mir nicht, das Zentrum zu Fuß zu erreichen.
Wie zu erwarten, gibt es kaum einen nennenswerten Wind. Der Motor muss uns zunächst den wesentlichen Antrieb liefern.
Beim Auslaufen werden wir dieses Mal nicht von Kriegsschiffen belästigt.
Die Motorfahrt ist unspektakulär.
Im Hafen von Brixham.
Dafür ist der Hafen von Brixham phantastisch. Er schmiegt sich wie ein Naturhafen an die Berge, an denen sich die Häuser kuscheln. Der Segelhafen ist recht zentral gelegen, sodass man leicht vom Boot in die Altstadt kommt.
Der Hafen von Brixham ist in den Ort integriert.
Der Ort ist eher klein und gemütlich.
Leicer können wir hier nicht länger bleiben. Wir wollen pünktlich zum Crewwechsel in Amsterdam ankommen.
Um 8:30 Uhr heißt es: Leinen los. Um 21:15 Uhr werden wir an diesem Abend wieder im Hafen liegen.
Seglerisch gibt es wieder nichts aufrehendes zu berichten. Das Wetter ist immer noch traumhaft, nur der Wind hält sich zurück.
Um Strecke zurück zu legen, queren wir jeweils größere Buchten. Am Ende oder Anfang einer Bucht steht oft ein Leuchtturm. Bei diesen Kaps ist die Strömung bei Tidenwechsel häufig unruhig.
An diesem Abend werden wir auf der Reise den Motor 350 Stunden insgesamt in Betrieb gehabt haben.
Wir haben uns für Weymouth entschieden, da im großen Nachbarhafen in Portland auch Militärschiffe und Kreuzfahrtschiffe anlegen.
Beim Einlaufen in den Hafen von Weymouth begegnet uns dieser Traditionssegler.
Wir erwarten eine ruhige beschauliche Hafenstadt.
Wir kommen bereits gegen 19.00 Uhr im Ort an, aber die Marina liegt hinter einer Brücke, die nur im 2 Stundentakt öffnet. Die nächsten Brückenöffnung ist um 20.00 Uhr.
Unsere Warteposition vor der Brücke im Hafen con Weymouth.
Der Ort entpuppt sich als sympathischer, lebhafter Touristenort. Die Kneipen und die Straßen sind voll feiernder Menschen. Plakate weisen auf die Attraktion des Wochenendes hin: Seafood Festival.
Na, da kommen wir ja genau zum richtigen Zeitpunkt.
Noch am Abend beschließen wir, einen Tag länger in Weymouth zu bleiben.
Am Samstag öffnet das Seafood Festival mit etlichen Ständen mit Seafood oder mit regionalen Produkten. An diesem Tag esse ich deutlich zu viel, aber vieles ist so lecker und frisch.
Ein ehemaliger Chefkoch von Rick Stein ist mit einem eigenen Stand vertreten. Der Salat mit Tintenfisch war oberköstlich.Die besten Austern gibt es beim örtlichen Fischhändler. Gekühlt und fleischig. Frisch vor meinen Augen geöffnet.Die Austern kommen aus Pool.
Neben der Hafenumgebung hat Weymouth einen kilometerlangen feinen Sandstrand. Davor stehen alte ehrwürdige Hotels. Der Ort hat eine lange touristische Tradition.
Lange Sandstrände in Weymouth, die nicht überlaufend sind.
Am Sonntag muss das Festival auf uns verzichten. Dann wollen wir Englands Seglerparadies, das Solent erreichen.