Was habe ich aus der Reise gelernt?

Nun ist die Segelreise schon ein halbes Jahr vergangen und ich finde Zeit, den Blog zu überarbeiten und mich damit zu befassen, was mir die Reise gebracht hat.

Dem Blog nach zu urteilen, war die Reise zu Beginn viel aufregender. Jedenfalls scheint am Ende der Reise nicht mehr viel passiert zu sein.

In der Tat war der Beginn sehr aufregend. Die verpatzte erste Querung nach England, die den Zeitplan so durcheinandergewirbelt hat und die aufregende morgentliche Fahrt durch Dämmerung und Nebel nach Terschelling werde ich nicht mehr vergessen. Zwei alternde Männer, die unabhängig von einander nach 3 durchgesegelten Nächten Halluzinationen haben – das war schon recht grenzwertig.

1. Lehre aus der Tour: für solch eine Tour ab Mai benötigt man solidere warme Kleidung. Für regendichte Segler Bekleidung habe ich viel Geld ausgegeben – die Kälte konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

Alles in allem war die Tour seglerisch viel aufregender als die Atlantikquerung von Teneriffa nach Martinique zusammen mit meiner Tochter in 2 von 8 gecharterten Kojen.

Die rauhe Ostküste mit den herzlichen Menschen, auch wenn sie vermutlich den Brexit befürworten, werde ich nicht vergessen.

Der Caledonian Canal bei regenfreiem Wetter – solch eine Gnade kommt wohl selten vor. Die landschaftlich berauschenden Bilder bleiben mir in Erinnerung.

An vielen Orten wären wir gerne länger geblieben. Dazu war die Zeit zu knapp. Wir sind an der Ostküste und durch den Caledonian Canal in langen Strecken der Zeit hinter her gefahren. Der Zeitplan hätte gepasst, wenn die Querung der Nordsee funktioniert hätte.

Um länger an Orten bleiben zu können, müsste man die Tour eigentlich auf 2 Jahre verteilen. Wenn man sich darauf einlässt, wird man bestimmt einen Winterliegeplatz z.B. in Wales finden. Das würde zusätzlich Geschwindigkeit aus der Aktion rausnehmen. Viele interessante Orte sind wir aus Zeitgründen gar nicht angelaufen.

2. Lehre aus der Tour: besser die Rundreise auf 2 Jahre verteilen, um an schönen Orten länger verweilen zu können.

An vielen Stellen wird der Leser feststellen, das die Segelreise oft durch einen gemütlich knatternden Motor begleitet wurde. Zeitplan und Windrichtung scheinen sich da abgesprochen zu haben. Unter den gewählten Rahmenbedingungen hatten wir auch keine andere Chance, als den Motor häufiger als gewünscht zu nutzen.

3. Lehre aus der Tour: der Motor ist existentiell wichtig. Vor der Segeltour am besten eine umfangreiche Wartung des Motors vornehmen bzw. vornehmen lassen.

Von den zwischenmenschlichen Beziehungen habe ich wenig im Blog berichtet. Sie waren schließlich nicht sonderlich kompliziert, da ja immer nur 2 Personen an Bord waren. Das Thema ist bei einer größeren Crew deutlich komplexer.

Für mich war es einfacher, mit Freunden zusammen zu segeln, die ich schon länger kenne. Ein enges Selgelboot ist kein guter Ort, um sich kennen zu lernen. Der Platz an Bord ist beschränkt. Man hat kaum Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen. Nähe und Distanz können nicht so leicht ausgependelt werden.

Um so wichtiger war für mich, an Land gelegentlich auch alleine etwas zu unternehmen.

Vieles ist in der Vorbereitung auch ganz gut gelaufen. Ich rühre zum wiederholten Male für diese Strecke die Werbetrommel für ein AIS System. Ein passives System reicht meiner Ansicht nach, da die Berufsschifffahrt in der Regel über ein Radarsystem verfügt und uns deshalb auch bei schlechter Sicht auf dem Schirm haben sollte.

Das Boot war insgesamt solide ausgestattet. Die Nahrungsvorräte waren ausreichend.

Bei der Planung war ich davon ausgegangen, einige Strecken auch einhand zu segeln. Grundsätzlich traue ich mir das zu, auch wenn ich vermutlich lieber in Gemeinschaft segle. Meine einziger Segeltag einhand in Liverpool ging allerdings schief. Aber auch zu zweit hätten wir an diesem Tag uns wohl für einen Abbruch entschieden.

Das Testen des einhändigen Segelns muss ich wiederholen. Es geht nicht um die Herausforderung, das bewältigen zu können, sondern um die Reise nach innen. Man findet dann mehr Zeit, sich mit der eigenen Befindlichkeit zu befassen.

Trotz der gelegentlichen Härten habe ich es zu keiner Zeit bereut, diese Reise durchgeführt zu haben. Von diesen Erinnerungen werde ich noch lange zehren.

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